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Das Lostorfer Gemeindemagazin

30 JAHRE GEMEINDESCHREIBER – MARKUS VON DÄNIKEN

1. Weshalb kamen Sie nach Lostorf?
Auf eine Stellenausschreibung hin bewarb ich mich im Jahre 1985 als Gemeindeschreiber in Lostorf. Nebst vier einheimischen Interessenten bewarb ich mich als einziger «Auswärtiger» und rechnete mir kaum Chancen aus. Im Jahre 1986 wurde dennoch ich zum Gemeindeschreiber gewählt. Mein erster Chef war der damalige Statthalter (Gemeindevizepräsident) Markus Annaheim. Beim Stellenantritt wohnten 2‘679 Personen in unserem Dorf, heute sind es 3‘919 Personen.

2. Warum wählten Sie diesen Beruf?
Mein damaliger Chef war Gemeindeschreiber, was mich inspiriert hatte, diese Funktion ebenfalls einmal ausführen zu können. Für mich war er ein grosses Vorbild. Als Gemeindeschreiber nimmt man eine Schnittstellenfunktion zwischen Bevölkerung, Behörden und Verwaltung ein und ist so am Puls des Geschehens einer Gemeinde. Die grosse Vielfalt meiner Aufgaben macht meine Arbeit spannend und abwechslungsreich.

3. War waren die Voraussetzungen?
Damals galt für alle drei Chefbeamten (Bauverwalter, Finanzverwalter und Gemeindeschreiber) noch eine Volkswahl für die Dauer von 4 Jahren. Die Volkswahl der Chefbeamten wurde in der Zwischenzeit abgeschafft, wie auch der Beamtenstatus. Die Wahl dieser drei Funktionen erfolgt heute jeweils durch den Gemeinderat.

4. Was umfasst das Aufgabenspektrum?
Meine Berufsbezeichnung Gemeinde-«Schreiber», weist darauf hin, dass ich vor allem viele Schreibarbeiten erledigen muss. Der Gemeindeschreiber führt insbesondere den Schriftverkehr und die Administration der Gemeinde, d.h. ich erstelle z.B. die Einladungen und das Protokoll für die alle 14-Tage stattfindenden Gemeinderatssitzungen. Nach den Sitzungen müssen die gefassten Beschlüsse des Gemeinderates umgesetzt und die betroffenen Kommissionen oder Bürger schriftlich informiert werden. Zwei bis vier Mal können sich die stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürger zu Geschäften an der Gemeindeversammlung äussern. auch hier muss eine Einladung (Botschaft) und ein Protokoll erstellt werden. Mit meinen langjährigen und sehr zuverlässigen Mitarbeiterinnen Verena Bucher und Pascale Zumstein führen wir die Gemeindekanzlei mit Einwohnerkontrolle, Staatssteuerregisteramt, Zivilschutzstellt und Bestattungsamt. Zudem bilden wir auch zwei kaufmännische Lernende aus. Nebst Unterschriftenbeglaubigungen ist auch die Gemeinde-Homepage zu betreuen. Auf der «Kanzlei» kann man aber auch eine Identitätskarte bestellen, den Antrag für die Roller- und Autoprüfung abgeben oder einen Rat einholen. Die Gemeinde ist ein Dienstleistungsunternehmen. Alle Wünsche der Bevölkerung können wir hingegen nicht immer erfüllen, weil wir uns an Gesetze und Reglemente halten müssen. Die Kundenzufriedenheit unseres Betriebes ist uns wichtig.

5. Schildern Sie einen typischen Tagesablauf
In Kurzform sieht dies etwa so aus: eingehende Post bearbeiten, E-Mails prüfen und beantworten, Besprechung mit der Mitarbeiterin bezüglich planbarer Tagesarbeiten, Lernende ausbilden und betreuen, Einladung für die nächste Gemeinderatssitzung vorbereiten, Telefonanrufe entgegennehmen, Unterschriftenbeglaubigung, Neuigkeiten oder Anpassungen auf der Gemeindehomepage vornehmen, Auskunft am Schalter erteilen und, und …

6. Würden Sie diesen Beruf wiederwählen?
Ja, auf jeden Fall. Die Funktion des Gemeindeschreibers ist sehr vielseitig. Obwohl ich nun schon lange dabei bin, kommt es auch heute noch vor, dass eine neue Arbeit erledigt werden muss, welche noch nie angefallen ist.

7. Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Gemeindepersonal und dem Gemeinderat?
Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Gemeindepersonal ist gut. Im vergangenen Jahr haben wir das erste Mal einen gemeinsamen Ausflug in der Region unternommen. Am Schluss mussten wir das Abendessen gemeinsam zubereiten, was für die Teambildung ideal war. Alle Beteiligten konnten einen schönen und interessanten Tag miteinander verbringen. Die Geselligkeit kam jedenfalls nicht zu kurz.

8. Wie wird sich das Berufsfeld verändern? Wie hat sich der Einsatz der EDV in den letzten Jahren verändert?
E-Government ist ein gemeinsames Programm von Bund, Kantonen und Gemeinden mit dem Ziel, die Vernetzung schweizweit zu fördern und Bestrebungen in diesem Bereich zu koordinieren. Dadurch soll die Palette an Online-Angeboten für die Wirtschaft und die Bevölkerung vergrössert werden.
Die Automatisierung (Digitalisierung) macht auch bei den Gemeinden nicht halt. Vor 30 Jahren habe ich die Gemeinderatsprotokolle noch mit der Schreibmaschine geschrieben. Die Jahrgängerlisten der Einwohner wurden damals noch mit der Schreibmaschine nachgeführt. Dies erfolgt heute alles elektronisch mit dem PC. 1989 erhielten wir dann in der Gemeinde den ersten Personalcomputer mit einer Speicherkapazität von 20 MB. Damals war dies ein grosser Fortschritt. 1998 wurden bei den Gemeinden das Internet und der E-Mailverkehr aktuell. Ich fragte mich damals, ob sich das Internet wirklich durchsetzen würde. Anfangs des Jahres 2000 haben wir ebenfalls eine rudimentäre Webseite der Gemeinde in Betrieb genommen. Die Realität zeigt, dass heute ein grosser Teil der Arbeiten über das weltweite Netz abgewickelt wird. Die Entwicklung in diesem Bereich wird weitergehen. Das Ende der Fahnenstange dürfte noch längst nicht erreicht sein.

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