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Das Lostorfer Gemeindemagazin

AUS DER GESCHICHTE DER MUSIKGESELLSCHAFT LOSTORF

Bereits vor über 35 000 Jahren war es den Menschen ein Bedürfnis, zu musizieren. Funde von Knochenflöten aus dieser Epoche bezeugen, dass Musik schon damals zum Alltag der Menschheit gehörte. In den meisten Hochkulturen war Musik aus Riten und Kulthandlungen nicht wegzudenken.
Während das Musizieren in den Kreisen der Herrschenden und des Adels seit dem Altertum gefördert und gepflegt wurde, beschränkte sich die Instrumentalmusik im Volk auf Hausmusik und öffentliche Auftritte anlässlich von Volksfesten.
Grössere überregionale Musikfeste sind in der Schweiz erstmals in den Jahren 1809 und 1812 schriftlich festgehalten worden. 1820 wurde in Fulenbach der erste Musikverein unseres Kantons gegründet.
Sicher gab es zu dieser Zeit auch blasmusikbegeisterte Lostorfer. Im Jahr 1824 soll eine Gruppe Lostorfer Musikanten am ersten eidgenössischen Musikfest in Aarau aufgespielt haben. Leider gibt es keine gesicherten Unterlagen, ob es sich dabei um eine Ad-hoc-Gruppierung handelte oder ob diese Männer einer organisierten Vereinigung angehörten. Erst aus dem Jahr 1849 existiert ein Nachweis, dass sich in Lostorf regelmässig eine Gruppe von Männern zum Musizieren mit Blasinstrumenten traf.
Während der folgenden 130 Jahre sollte dies eine Männerdomäne bleiben, bevor endlich im Jahr 1979 die erste Frau in den Reihen der MG Lostorf (MGL) mitspielte.
Die inzwischen 165-Jährige Geschichte der MGL lässt sich auch verschiedenen Gründen heute nicht mehr lückenlos dokumentieren.

Aus den Jahren zwischen dem gesicherten Gründungsjahr 1849 und dem Sommer 1896 existieren keine Protokolle, sondern nur einzelne Schriftstücke. Erst anlässlich der Probe vom 17. Juli 1896 machte Lehrer Schenker (Dirigent und Vereinspräsident in Personalunion) den Vorschlag zur Anschaffung eines Protokollbuches.
Zweimal sind die Liegenschaften leitender Personen der MGL von Feuersbrünsten heimgesucht worden. Dabei wurden nebst den persönlichen Habseligkeiten auch viele Vereinsakten und -utensilien ein Raub der Flammen.
Trotz unterschiedlicher politischer Ansichten kam es in Lostorf nie zur Aufspaltung in politisch gefärbte Musikformationen. Die Sprache der Musik war immer stark genug, auch politische Andersdenkende bei der Stange zu halten, obwohl es in den 2 Jahren vor dem ersten Weltkrieg nur noch 7 Männer waren, die das Vereinsleben aufrecht hielten.

Während die Mobilmachung des ersten Weltkrieges (1914-18) ein regelmässiges Musikmachen nicht zuliess, hatte der zweite Weltkrieg (1939-45) weniger Einfluss auf das Vereinsleben. Im Jahresbericht des letzten Kriegsjahres ist von gut 100 Proben die Rege. Dies dank vieler junger Musikanten, die noch nicht militärdienstpflichtig waren.

Jugendmusik Lostorf
Schon in alten Protokollen ist immer wieder vom Willen und den Bemühungen der Vereinsverantwortlichen zu lesen, mittels Jungbläsern oder gar einer Knabenmusik den eigenen Nachwuchs zu fördern. Nachdem 1969 mit 25 Knaben und Mädchen in der Jugendmusik die Ausbildung gestartet wurde, traten ab 1972 immer wieder Jungmusikant(inn)en in die Reihen «der Grossen» über.

Während in der Blütezeit der Jugendmusik um die Jahrhundertwende eine Zeitlang mehr Jungmusikant(inn)en als «Alte» am Musizieren waren, nahm leider in den letzten Jahren die Zahl der Jugendlichen, die ein Blasinstrument erlernen wollen, kontinuierlich ab.

Die Uniformen der MG Lostorf
Während der ersten 49 Vereinsjahre traten die Vereinsmitglieder sehr wahrscheinlich in einigermassen einheitlicher Privatkleidung auf. Aus dieser Zeit fehlen Unterlagen, die etwas über eine Uniform aussagen würden. Erst an der Vereinsversammlung vom 8. Juni 1898 wurde laut Protokoll beschlossen «zu prüfen, ob es möglich sei, sich zu uniformieren». Nach der Sicherstellung der Finanzierung konnte die Bekleidung bei Schneidermeister Eng in Olten in Auftrag gegeben und bereits Mitte August des gleichen Jahres mit einem Zug durch das Dorf eingeweiht werden!
Neuuniformierung erfolgten in den Jahren 1929, 1954, 1975, 1991 und 2014. Die im Mai dieses Jahres erstmals präsentierten Kleidungsstücke sind also die 6. Uniform in der 165-jährigen Vereinsgeschichte.

Musikalische Leitung
Erst 1896 beschlossen die Lostorfer Musikanten, ihr Vereinsleben mit regelmässig erstellten Protokollen zu dokumentieren.
In den Jahren zuvor hinterliessen die politischen Spannungen in unserem Dorf auch tiefe Spuren in der Musikgesellschaft, so dass das Musizieren oft in den Hintergrund rückte, Proben und Auftritte spärlich wurden. Gespielt wurde aber immer unter der Leitung des Dirigenten.
Gemäss den erhaltenen Aufzeichnungen seit 1896 ist bei der MGL aktuell die zwanzigste Person mit dem Taktstock am Werk. Manchmal erfolgte ein Wechsel bereits nach weniger als einem Jahr, einige Dirigenten hielten der MGL aber jahrelang die Treue, so Paul Gubler während fast 27 Jahren, sowie Hans Maritz und Heinz Rothen um die 20 Jahre.
Seit Mitte August 2014 gibt es eine Premiere: Zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte hat die MGL eine frau als Dirigentin angestellt. Im nachstehenden Steckbrief wird die neue Dirigentin Karin Wäfler näher vorgestellt.

Vorname Name: Karin Wäfler
Wohnort: Emmenbrücke
Beruf / Ausbildung: Studentin Master Blasmusikdirektion
Meine Hobbys: Reisen, Aquaristik
Mein Lebensmotto: Wer die Musik liebt, kann nie ganz unglücklich werden! (Franz Schubert)
Motivation, die MG Lostorf zu dirigieren: Gutes und offenes Vereinsklima, gute Besetzung
Meine Ziele mit der MG Lostorf: Mit Spass und Motivation während den Proben gute Resultate erzielen
Diese Musik spiele ich gerne: Symphonische Blasmusik, gute Unterhaltungsmusik
Solche Musik höre ich gerne: Franco Cesarini, Philip Sparkle, David Maslanka, Steven Reineke… Ah noch etwas das nicht mit Blasorchestren zu tun hat? Filmmusik, Musicals, Rock, Pop
5 Wörter, die mich am besten beschreiben: Musikalisch, flexibel, bodenständig, kreativ, humorvoll
3 Dinge, die ich auf eine Insel mitnehme: Trinkwasser, meine Oboe und eine grosse Partitur

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