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Das Lostorfer Gemeindemagazin

«Lostorf ist ein traditionelles Beizendorf». Noch vor zwanzig Jahren hatte dieser Satz durchaus seine Berechtigung. Alleine entlang der heutigen Hauptstrasse Nord gab es mit dem Jura, dem Kreuz, der Sonne, dem Central, dem Rössli, der Eintracht und dem Wartenfels mindestens sechs Restaurants auf engstem Raum. Die zahlreichen Dorfvereine konnten sich ihre Stammbeiz für das Bier nach dem Training oder der Versammlung aussuchen. Inzwischen wurde das Jura abgerissen, das Kreuz und das Central zu Wohnraum umgestaltet, das Wartenfels weicht einem Neubau, bei der Eintracht und dem Rössli sind die Öffnungszeiten oder das Angebot stark reduziert und bei der Sonne wird ein neuer Pächter gesucht. Der Verlust dieser zahlreichen Traditionsbetriebe trifft unsere Gemeinde hart. Was sind die Gründe dieses Beizensterbens?

Zunächst ist festzuhalten, dass Lostorf hier einem allgemeinen Trend folgt. Allein im Jahr 2017 sank laut dem Branchenverband Gastrosuisse die Anzahl der Gaststätten in der Schweiz um 856 Betriebe. Der Rückgang betrifft primär den ländlichen Raum. Die klassische Dorfbeiz stirbt aus. Im städtischen Raum sieht es oberflächlich betrachtet noch etwas besser aus. Aber auch dort betreffen die gastronomischen Neueröffnungen in erster Linie Imbiss- und Fastfoodbuden, während traditionelle Gaststätten schliessen.

Die Gründe des Beizensterbens dürften primär im veränderten Konsumverhalten der Bevölkerung liegen. Am Mittag haben die meisten kaum Zeit für eine ausgedehnte Verpflegung und essen teilweise sogar am Arbeitsplatz. Am Abend gehen viele aufgrund der gleitenden Arbeitszeit zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause, so dass auf das Feierabendbier verzichtet wird. Der Stammtisch, an dem getrunken, geraucht und gejasst wird, gehört seit den entsprechenden Gesetzesrevisionen sowieso der Vergangenheit an.

Auch in finanzieller Hinsicht gelten Restaurants als wenig interessant. Lebensmittel, Personal und Pachtzinse sind in unseren Breitengraden teuer. Dementsprechend sind auch die Menüpreise oft eher am oberen Limit, was wiederum dazu führt, dass viele Gäste wegleiben. Auch für einen Grundstückeigentümer ist die Vermietung von Wohnungen meist rentabler, als das Verpachten eines
Restaurants.

Was sind die Konsequenzen für unser Dorf? Müssen wir uns in Lostorf darauf einstellen, bald über kein eigenes vollwertiges Restaurant mehr zu verfügen? Kann oder soll die Gemeinde hier etwas unternehmen? Die Handlungsmöglichkeiten sind beschränkt. Liegenschaften mit Steuergeldern
aufzukaufen, um ein Restaurant betreiben zu können, scheint mir ein heikler Weg zu sein. Die öffentliche Hand sollte möglichst wenig in die freie Marktwirtschaft eingreifen. Immerhin kann eine Gemeinde mit planerischen Massnahmen den Betrieb von Restaurants begünstigen, allenfalls sogar in Gestaltungsplänen vorschreiben. Ob aber ein erfolgreicher Betreiber gefunden wird, ist eine andere Frage. Das wichtigste ist aber sicherlich, dass die Bevölkerung unsere Gaststätten auch regelmässig frequentiert. Wer ein Restaurant nur von aussen kennt, sollte sich nicht erstaunt zeigen, wenn selbiges irgendeinmal seine Tore schliessen muss. Trotz dieser nicht allzu rosigen Aussichten bin ich überzeugt, dass es in Lostorf weiterhin Restaurants geben wird, in welchen auch am Abend gegessen und ein Bier getrunken werden kann. Unsere Gemeinde bietet mit einer Bevölkerung von annähernd 4’000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie zahlreichen Vereinen genügend Potential, ein Restaurant erfolgreich betreiben zu können.

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