DER BUECHEHOF

Seit 1987 befindet sich am östlichen Dorfeingang von Mahren bei Lostorf, im ehemaligen Schneeberger-Hof, die sozialtherapeutische Einrichtung «Buechehof».
Was als kleiner Landwirtschaftsbetrieb begann, ist über die Jahre gewachsen und beinhaltet heute nebst einem Hofladen auch ein Bistro.
In einer dreiteiligen Serie möchte das 3 Rosenblatt der Lostorfer Bevölkerung diese Institution etwas näher vorstellen und vielleicht auch ein wenig Berührungsängste abbauen. Der Buechehof plant seine Aktivitäten mit den Jahreszeiten, weshalb wir in jeder Ausgabe des 3 Rosenblattes einen Bericht über die jeweilige Jahreszeit und ihre Schwerpunkte bringen.
Im ersten Teil steht die Buechehof-Gärtnerei im Fokus, welche im Frühling jeweils den grossen Setzlingsmarkt durchführt.
Ich treffe mich mit Kurt Schüle, welcher als Bereichsleiter für die Gärtnerei, sowie die Holzwerkstatt und das Naturatelier verantwortlich ist. Kurt Schüle arbeitet seit sechs Jahren auf dem Buechehof und lebt zusammen mit seiner Frau Christa, welche ebenfalls auf dem Buechehof arbeitet, in Lostorf.
Zum Zeitpunkt meines Besuches liegt der Garten noch etwas brach, da Ende Februar noch eine Schneeschicht den Boden bedeckt. Für die Mitarbeiter und die Betreuten, welche in der Gärtnerei arbeiten, ist das aber kein Problem, da sich in dieser Zeit der Boden erholen darf und genügend andere
Arbeiten verrichtet werden können. Die verschiedenen Kräuter welche letzte Saison geerntet wurden, werden in der Kräuterwerkstatt getrocknet und abgezupft um daraus feine Gewürze oder Tees zu machen. Der Duft in der heimelig geheizten Werkstatt, lädt jedenfalls zum Verweilen ein. In der Holzwerkstatt herrscht ebenfalls Betrieb: hier werden bereits verschiedene dekorative Produkte, oder auch praktische Anfeuerhilfen aus natürlichen Materialien hergestellt. Einige Arbeiter trifft man trotzdem in der Kälte draussen an, sie verrichten die notwendigen Umgebungsarbeiten, damit der ganze Hof ein gepflegtes Erscheinungsbild hat.
Für Kurt Schüle ist ein gepflegter und gut strukturierter Garten wichtig, da dieser einerseits den Betreuten Sicherheit gibt, andererseits ist es für die Spaziergänger, welche von Lostorf her kommen, eine Visitenkarte des Buechehofs und soll möglichst einladend daherkommen.
Während grosse Gärtnereien das ganze Jahr hindurch in grossen Mengen produzieren, trifft man auf dem
Buechehof, in der Arbeit mit den Betreuten, ein anderes, entschleunigtes Arbeitstempo an.
Kurt Schüle erzählt wie es an manchen Tagen auf dem Buechehof laufen kann:
«Wenn ich am Morgen mit meinen Vorstellungen und Anbauzielen für den Tag in den Betrieb komme, muss ich diese oft wieder über den Haufen werfen, da bereits kleine Änderungen in der Tagesstruktur zu Blockaden bei den Betreuten führen können. Beispielsweise wenn jemand krankheitshalber ausfällt oder sonst ein Erlebnis die Tagesform beeinträchtigt. Damit wir die Betreuten MitarbeiterInnen individuell begleiten und ihre Fähigkeiten fördern können, haben wir auch Maschinen, mit welchen wir andere Arbeiten, wie z.B. das Hacken der Felder, effizient und schnell erledigen können.»
Was sind die Jahreshöhepunkte in der Buechehof Gärtnerei?
«Die ganze Setzlingsproduktion, sowie der Setzlingsmarkt sind sicher Höhepunkte in unserem Jahr, weil jeder der 14 Betreuten in einem oder mehreren Arbeitsschritten daran mitarbeiten kann, sowie am Setzlingsmarkt mit jeweils bis zu 200 Besuchern sehen kann, wie seine selber angebauten Pflanzen von den Kunden gekauft und geschätzt werden.
Von März bis Mai produzieren wir rund 10’000 Setzlinge für den Verkauf, zudem bauen wir 40 bis 50 verschiedene Gemüsesorten, 40 Kräuter und 50 bis 60 Blumenarten an, welche es teilweise gar nicht mehr zu kaufen gibt und an anderen Orten erst in der letzten Zeit, z.B. unter dem Label «ProSpecieRara», wieder im Kommen sind. Auf dem Buechehof produzieren wir unter dem Label «Demeter» nach biologisch-dynamischen Richtlinien, d.h. wir nutzen beim Pflanzen den Einfluss des Mondes, oder stellen zusammen mit den Betreuten eigene pflanzliche Präparate her, welche Qualitäten wie Gesundheit, Aromabildung oder Lagerfähigkeit der angebauten Produkte verstärken. Man könnte dieses Vorgehen auch als Homöopathie für den Garten bezeichnen.»
Gibt es einen Wunsch an die Einwohner von Lostorf?
«Dass unsere Arbeit und die Energie welche hier im Buechehof entsteht weiter ausstrahlt und auch einladen kann, sich bei uns im Garten auf einem Bänklein niederzulassen und zur Ruhe zu kommen. Wir sind keine Insel, sondern jeder ist bei uns herzlich willkommen. Die Lage ist für uns ideal, zwar etwas vom Dorf abgelegen aber trotzdem gut erreichbar.»
Nach diesem ersten Kontakt mit einem der Verantwortlichen des Buechehofs mochte ich aber noch mehr
wissen und konnte mich mit einer der Betreuten, welche ebenfalls in der Gärtnerei arbeitet, unterhalten.
Salomé Schaub ist 30 Jahre alt und lebt bereits seit 10 Jahren auf dem Buechehof. Wir treffen uns im Pausenraum der Gärtnerei und Salomé entpuppt sich, nach einer kurzen Kennenlernphase, als witzige und sehr interessierte Gesprächspartnerin.
Salomé, was gefällt Dir auf dem Buechehof besonders gut?
Auf dem Buechehof ist die Arbeit sehr abwechslungsreich:
Am Morgen arbeite ich in der Gärtnerei. Wenn es draussen kalt ist, bin ich in der Kräuterwerkstatt am Kräuter «abzupfen», oder stelle in der Holzwerkstatt unter anderem Kerzenständer oder in der Naturwerkstatt Spielzeug wie «Steckenrössli» oder Handpuppen her. Ich bin aber auch sehr gerne
draussen im Garten und zwacke Äste ab, oder helfe beim Ausliefern von Brennholz.
Nachmittags arbeite ich in der Landwirtschaft. Da ich grosse Freude an Tieren habe, gefallen mir die beiden Esel «Milan» und «Riva», zu welchen ich gerne schaue.
Ich wohne hier auf der Wohngruppe «Linde» und habe es sehr gut mit meinen Kolleginnen und Kollegen.
Was hast Du noch für andere Aufgaben in der Gärtnerei?
Ich pikiere die Salatsetzlinge für den Markt. Dabei muss ich gut aufpassen, dass die Setzlinge nicht kaputt gehen. Ich mache aber auch andere Arbeiten, wie das Zusammenstellen und Verteilen von Blumensträussen auf die Wohngruppen, da ich sehr gerne Blumen habe.
Was machst Du in Deiner Freizeit?
Mein grosses Hobby sind die Tiere. Einmal in der Woche gehe ich auf dem Pferdehof der Familie Lämmli in Lostorf reiten. Ein anderes Hobby von mir ist Musik! Ich singe sehr gerne und darf jeweils am Weihnachtsspiel im Buechehof eine Hauptrolle spielen und ein Solo singen. Letzthin habe ich noch einen Trommelkurs bei der Arkadis gemacht und dann bin ich noch ein grosser Fan der österreichischen Gruppe «Ursprung Buam», von welchen ich irgendwann einmal ein Konzert besuchen möchte!
Gehst Du auch hin und wieder Lostorf besuchen?
Wir gehen ab und zu einkaufen und dann ins «Kafi mit Härz» etwas trinken, dort gefällt es mir sehr gut.
Hast Du noch etwas, was Du unbedingt sagen willst und ich nicht gefragt habe?
Mir geht es gut! Ich bin fröhlich!
Setzlingsmarkt:
9. Mai 8.30-15.00 Uhr
Pfingstmatinée:
25. Mai 9.00–15.00 Uhr
Der Buechehof in Zahlen
– Trägerverein Buechehof gegründet 1975
– Heute bestehend aus 140 Vereinsmitglieder, 7-köpfiger Vorstand
– 14. November 1987 Eröffnung / Inbetriebnahme des Buechehofs am heutigen Standort
– 24 Wohn- und Arbeitsplätze für interne Betreute: 3 Wohngruppen (Eiche, Lärche, Linde) und eine Studiogruppe (Wohngruppe)
– 12 Arbeitsplätze für «Externe» – aktuell 16 Personen (wohnen ausserhalb bei Eltern, Angehörigen, anderen Einrichtungen, betreutes Wohnen, etc.)
Arbeitsbereiche
– Landwirtschaft mit Hauswartung, Garten mit Holzwerkstatt und Naturatelier, Verpflegung mit Milchverarbeitung und Verarbeitungsküche, Hauswirtschaft mit Weberei, HofLaden und HofBistro.
60 Mitarbeitende / 3200 Stellenprozente (1/3 wohnt in Lostorf)
Weitere Informationen: www.buechehof.ch