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Das Lostorfer Gemeindemagazin

Nachdem im letzten Magazin die Buechehof-Gärtnerei und der Setzlingsmarkt im Fokus standen, werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf den Bereich Landwirtschaft sowie weitere Dienstleistungen wie das HofBistro und den HofLaden.

Noch vor wenigen Jahren musste man über das Wochenende oder über die Feiertage seine Einkäufe genau planen, damit nicht am Sonntag zu wenig Milch vorhanden war oder das Fleisch für den leckeren Sonntagsbraten fehlte. Inzwischen ist das überhaupt kein Problem mehr, da man schnell ins Auto steigen kann und von Lostorf aus zwei bis drei Kilometer fährt und schon bei einem der zahlreichen Tankstellenshops steht, welche in der Regel sämtliche Grundnahrungsmittel im Sortiment haben. Es gäbe allerdings auch eine Alternative, welche man erst noch mit einem gemütlichen Sonntagsausflug mit der ganzen Familie verbinden kann.

Parallel oberhalb zur Mahrenstrasse verläuft von Lostorf her ein Feldweg, von welchem man schlussendlich zum Buechehof abzweigen kann und durch ein Tor in der Hecke in den Garten eintritt. Wenn man über den Hof spaziert, trifft man auf den einen oder andern tierischen Bewohner: die beiden Esel Milan und Riva (Milan war ja bereits auf dem letzten Titelbild), oder zufrieden grunzende Schweine. Auch Kühe, Kaninchen und Hühner trifft man auf dem Hof an, welcher zwar kein Streichelzoo ist, für Kinder aber trotzdem ein spannender Ort auf dem Sonntagsspaziergang ist. Wenn dann alle Tiere fertig bewundert wurden, ist es Zeit für eine kleine Stärkung. Ob ein Latte Macchiato oder eher eine kühle Erfrischung samt einem kleinen Dessert: im gemütlichen HofBistro hat es eine kleine, aber feine Auswahl.
Ist der grösste Durst erst einmal gestillt, können im HofLaden die gewünschten Produkte bezogen werden. Wer das erste Mal diesen Laden betritt, ist erstaunt über die Produktevielfalt, hat es doch nebst einer breiten Auswahl an Lebensmitteln auch eine kleine Non-Food Abteilung. Die Produkte sind soweit möglich aus eigener Herstellung und alle in Bio- oder Demeter-Qualität.

Speziell zu erwähnen ist: Bistro und auch Laden funktionieren komplett ohne Personal vor Ort. Die Kundschaft darf sich selbst bedienen. Mittels einer Karteikartensystems werden die bezogenen Waren aufgeschrieben und Ende Monat abgerechnet. Im Bistro hat es zudem ein Kässeli, um die Waren vor Ort bar bezahlen zu können. Trotz Kameraüberwachung könnte es ja eigentlich zu kleinen Betrügereien kommen. Auf meine Nachfrage hin wird dies aber verneint, scheinbar finden nur ehrliche Leute den Weg nach Mahren…

Einmal in der Woche wird ein Teil des Sortimentes auch auswärts feilgeboten. Jeweils am Mittwoch wird der Märetwagen beladen, damit am Donnerstag der Wochenmarkt auf der Oltner Kirchgasse besucht werden kann. Einer der fleissigen Helfer, welcher immer beim Be- und Entladen dabei ist und gerne auch den Wagen nach Olten begleitet, ist Renato Rouiller. Seine Funktion auf dem Buechehof hat er Julia Nierle (eine der Angestellten, welche mir den Betrieb zeigt) bei ihrem Stellenantritt gleich klar kommuniziert: «Ich bin hier dann der Bauer auf dem Hof!» Eine klare Ansage.

Auch im Bereich Landwirtschaft ist der Buechehof in erster Linie für die Betreuung von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung zuständig. Die Betreuten arbeiten unter Anleitung von Fachleuten der jeweiligen Berufsgattung und Personal mit einer Ausbildung im sozialen Bereich.

Der Buechehof ist auch ein Lehrbetrieb:
Corina Baldi beginnt gerade das letzte Jahr ihrer dreijährigen Ausbildung zur Landwirtin EFZ (Fachrichtung Biolandbau). Die 28-jährige Aargauerin wohnt seit kurzem in Lostorf. Sie ist eine Quereinsteigerin und war vor dieser Ausbildung als Filialleiterin im Detailhandel tätig. Mit der Ausbildung zur Landwirtin erfüllt sich für sie ein Traum. Zu diesem Traum gehört, einmal einen Hof als Selbstversorgerin bewirtschaften zu können. Auf die Lehrstelle am Buechehof ist si via Internet gestossen.

Falls jemand ebenfalls den Traum hat, eine Lehre als Landwirt/in zu machen: Welche Voraussetzungen sollten mitgebracht werden?
Es ist eine körperlich anstrengende Arbeit, man muss sich durchbeissen können und zäh sein. Man sollte die Natur und die Tiere gernhaben und sich bewusst sein, dass man bei jedem Wetter draussen arbeitet.

Wie gehst Du als Tierfreundin mit der Situation um, dass ein Teil der Tiere auf dem Buechehof als Nutztiere gehalten wird?
Ich hatte anfangs Mühe damit, dass auf einem Bauernhof die Tiere geschlachtet und weiterverarbeitet werden. Ich habe damals auch kein Fleisch gegessen. Da es aber immer Fleischkonsumenten geben wird, war es mir wichtig, dass die Tiere gut gehalten werden und sie in der Metzgerei möglichst wenig Stress erleiden. Inzwischen esse ich sogar wieder Fleisch, allerdings nur aus eigener Haltung. Die Tiere werden nicht bei uns geschlachtet, sondern in einer geeigneten Metzgerei, welche vom Anfahrtsweg her nicht allzu weit von unserem Betrieb gelegen ist.

Der Buechehof ist kein «normaler» Bauernhof, sondern basiert auf den Grundlagen der Anthroposophie, welche von Rudolf Steiner begründet wurde. Wie ist Deine Herangehensweise an diese biologisch-dynamischen Arbeitsprozesse?
Für die biodynamischen Arbeitsprozesse, welche vergleichbar mit der Homöopathie sind, muss man offen sein und auch nicht jeden Schritt auf seine Wissenschaftlichkeit hin überprüfen. Schliesslich spricht die Qualität der Produkte für sich. Wir versuchen nicht, die Schädlinge zu bekämpfen, sondern die Pflanzen zu stärken.

Wie ist der Kontakt zu den anderen Landwirtschaftsbetrieben in Lostorf?
Der Kontakt ist nicht so eng. Man kennt sich und hilft einander auch mal aus, falls zum Beispiel eine Maschine fehlt oder defekt ist. Im Gegensatz zu den anderen Betrieben sind wir natürlich in einer privilegierten Situation, da wir kein reiner Landwirtschaftsbetrieb sind. Zudem können es sich die kleineren Betriebe auch nicht leisten, so viel Personal anzustellen. Dessen sind wir uns absolut bewusst. Andererseits muss sich in einem anderen Betrieb niemand um Betreute kümmern, ein Arbeitsaufwand, welcher ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Unsere Arbeitszeiten sind durch die klaren Präsenzzeiten der Betreuten ebenfalls festgelegt; das heisst falls es einmal sehr heisses Wetter ist, können wir die Arbeit nicht auf den Abend verlegen, sondern müssen uns an die Tagesarbeitszeiten halten.

Hast Du es nie bereut, Deinen Beruf als Filialleiterin aufgegeben und als Lernende auf dem Buechehof angefangen zu haben?
Mir gefällt das Leben als Landwirtin nach wie vor. Obwohl die Arbeit streng ist, brauche ich dieses Umfeld und fühle mich wohl hier. Wenn ich einmal etwas längere Ferien habe, vermisse ich den Buechehof und seine Bewohner bereits nach wenigen Tagen.

Landwirtschaft in Zahlen
Die Landwirtschaft des Buechehofs umfasst gut 15 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon sind 5.5 ha im Rahmen einer fünfjährigen Fruchtfolge unter dem Pflug. Folgende Kulturen werden dabei teilweise alternierend angebaut: Winterweizen, Wintergerste, Dinkel, Winterroggen, Speisekartoffeln, Futterrüben und Kunstwiesen.
Die restliche Fläche wird wie folgt bewirtschaftet: 0.8 ha Gärtnerei, 1.2 ha Wald sowie restliche Flächen als Naturwiesen diverser Intensitäten zur Weidenutzung und Futtergewinnung.
Die Viehhaltung setzt sich zusammen aus der Haltung von 8-10 Kühen, 1 Stier, 6-8 Jungtieren, 1-2 Mastkälbern, 1-2 Grossmasttieren, 4 Mastschweinen, 75 Legehennen, 2 Eseln und 3 Kaninchenzibben (mit entsprechend Nachwuchs).
Der ganze Betrieb wird nach den Richtlinien der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise (Demeter) bewirtschaftet. In der Tierhaltung werden zudem die KAG-Richtlinien angewendet, welche vor allem bezüglich Auslaufhaltung deutlich strengere Massstäbe setzen, als die Bio-Richtlinien.
Weitere wesentliche Bestandteile der Landwirtschaft des Buechehofs bilden die Brennholzverarbeitung und die Fleischdirektvermarktung.
Weitere Infos: www.buechehof.ch

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