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Das Lostorfer Gemeindemagazin

DR. THEO KRUKER – 30 JAHRE SCHULARZT LOSTORF

Kruker

Nach 30 Jahren gibt Dr. Theo Kruker das Amt als Schularzt per 31.07.2021 ab. Dies gab den Anstoss zu einem Gespräch über sein Wirken in unserer Gemeinde.

Wo sind Sie aufgewachsen?
Meine ersten Jugendjahre verbrachte ich in Zürich, ab dem Kindergarten wuchs ich in der Stadt St. Gallen auf. Nach der Matura studierte ich in Bern mit Abschluss des Medizinstudiums 1975.

Warum haben Sie ihre Praxis in Lostorf eröffnet?
Meine Frau als Kinderärztin, aufgewachsen in Solothurn, und ich als Allgemeinmediziner aus der Ostschweiz, suchten einen Standort zwischen St. Gallen und Solothurn. Unter mehreren Projekten wurde Lostorf zum eindeutigen Favoriten, auch wenn mir persönlich die Gegend unbekannt war, bis auf eine sehr positive Praktikumserfahrung als Medizinstudent am Kantonsspital Olten. Immerhin wusste ich, dass bei schönem Wetter auch von hier aus der Säntis sichtbar ist. Die reizvolle Gemeinde in schöner Landschaft mit ihrer Stadtnähe entsprach genau unseren Vorstellungen und Wünschen für unsere Praxiseröffnung am 01.12.1984. Zudem war ich fasziniert von meiner anfänglichen, schliesslich 16-jährigen, Teilzeitarbeit als letzter Kur- und Badearzt im Bad Lostorf.

Warum sind Sie Schularzt geworden?
Die Präventivmedizin gehört zum Tätigkeitsfeld des Allgemeinmediziners. Einer der schönsten Bereiche ist dabei das Schularztwesen, da hier nicht nur theoretisches Wissen, sondern praktisches Vorgehen im Vordergrund steht, um der Gesunderhaltung der Schuljugend zu dienen, dies in angenehmer Zusammenarbeit mit der Schulleitung, der Lehrerschaft und der Gemeinde.

Was hat sich in den letzten 30 Jahren bei Ihrer Arbeit als Schularzt verändert?
Die Hauptveränderung der schulärztlichen Tätigkeit stand im Zusammenhang mit der Individualisierung der Schülerbetreuung, indem sich die Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen in den Verantwortungsbereich des Haus- resp. Kinderarztes verschoben. Während in den 90-iger Jahren präventive Entwicklungsuntersuchungen, als sog. Reihen-Untersuchungen und -Impfungen, im Kompetenzbereich des Schularztes lagen, änderte sich diese Regelung ab 01.01.2003.

Die schulärztliche Tätigkeit besteht seither im Prinzip aus 3 Funktionen:
Kontrollfunktion
• Kontrolle der beim Haus- resp. Kinderarzt durchgeführten Vorsorgeuntersuchunge der Kinder im Jahr vor dem Schuleintritt und in der 4. Klasse
• Kontrolle des Impfzustands der 6-jährigen Kindergärtner vor dem Schuleintritt sowie der 4. Klasse Schüler

Beratungsfunktion

  • Schulleitung, Volksschulamt
  • Lehrer, inkl
    Fortbildungsveranstaltungen
  • Behörde

Arztfunktion

  • Vorsorgeuntersuchung der Erstjahreskindergärtner
    (5-Jährige)
    bezüglich psychomotorischer
    Entwicklung, Sehkraft und Hörvermögen
    (spezielle entwicklungspädiatrische
    Dienstleistung)
  • Versorgung von Unfällen und Notfällen,
    falls der Haus- resp. Kinderarzt
    nicht erreichbar ist

Wie hat sich in dieser Zeit unser Dorf entwickelt?
Die Gemeinde ist erfreulich organisch gewachsen und hat ihre ausgeglichene soziale Durchmischung beibehalten. Als langjähriger Dorfarzt ist man Teil dieser Entwicklung und nimmt Veränderungen
wohl nur teilweise wahr.

Was war das schönste Erlebnis als Schularzt?
Dramatisch wirkende Platzwunden sind nach deren Versorgung für alle Beteiligten stets einzigartige Erlebnisse.

Würden Sie – wenn Sie das Rad zurückdrehen könnten – noch einmal Hausarzt werden?
Ja, sofort. Die Hausarztmedizin ist die ursprünglichste Arzttätigkeit mit der direktesten
Patientenbetreuung, die es als umfassend wahrzunehmen und mit der es sich vom Spezialisten abzuheben gilt, um den häufig vielschichtigen Gesundheitsproblemen gerecht zu werden.
Gute Voraussetzungen für den Hausarzt sind geduldiges Zuhören, optimale Aus- und Fortbildung, Angebot von zeitgemässen diagnostischen und therapeutischen Methoden, Beibehaltung
des roten Fadens im anspruchsvollen Gesundheitswesen, unermüdliche fachliche Neugierde,
Kennen der eigenen Grenzen, stetige rücksichtsvolle Achtung der Patienten.

Wie beurteilen Sie die Dichte an Arztpraxen in Lostorf?
Als wir uns vor Eröffnung unserer Praxis mit Ärztedichten auseinandersetzten, galt die statistische Regel für eine Bevölkerungsdichte von mindestens 1000-1200, idealerweise von 1500 Einwohnern, um eine sichere Existenz für eine Arztpraxis zu erwarten. Nebst dieser einzig möglichen objektiven Beurteilung spielen aber viele andere Kriterien für eine Über- oder Unterversorgung eine Rolle, und zudem gleicht kein Arzt dem anderen. Für Lostorf scheinen mir ausgewogene Verhältnisse vorzuliegen.

Auf was freuen Sie sich in der Pension am meisten?
Ich habe das Glück, meine Pension gestaffelt anzutreten; z. Zt. arbeite ich noch 60%, dies dank der geregelten Praxisnachfolge durch unseren Sohn Andrea Lukas. Eine weitere Reduktion ist in absehbarer Zeit vorgesehen. Mein Schularztamt dauert bis zum 31.07.2021. Ich freue mich darauf, den Tag selbst einzuteilen, meine Zukunftspläne zu realisieren, spontanen Einfällen zu folgen und immer wieder die beiden Grosskinder zu sehen.

Was werden Sie am meisten vermissen?
Die Sprechstundentätigkeit, die Arbeit im Team, kleinchirurgische Eingriffe sowie heitere Situationen, mit Gelegenheit zu lachen.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Werden Sie weiterhin in Lostorf wohnen?
Lesen, vermehrt Sport betreiben, Gärtnern, Reisen, Fotografieren, Spanisch lernen. Unser Wohnort bleibt weiterhin Lostorf, zwischendurch verweilen wir in der Ostschweiz.

Welchen Tipp werden Sie Ihrem Sohn / Nachfolger mit auf den Weg geben?
Freude und Begeisterungsfähigkeit in der Haus- und Schularzttätigkeit sowie ein gut gelingendes Zusammenspiel zwischen Beruf, Familie und Freizeit.

Herr Dr. Kruker besten Dank für all Ihre Bemühungen zum Wohle unserer Gemeinde! Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich von Herzen weiterhin alles Gute. Geniessen Sie Ihre wohlverdiente Pension!

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