EIN BLICK AUF DAS BIODIVERSITÄTSPROJEKT LEGAT BRÜGGER
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Aus dem Vermächtnis der verstorbenen Lostorfer Bürgerin Frau Lucienne Madeleine Brügger hat die Gemeinde Lostorf Ende 2020 das Grundstück an der Wartenfelsstrasse, mit der Bezeichnung Trottenacker GB-Nr. 1655, erhalten. Frau Brügger strebte damit sowohl den Erhalt dieser unbebauten Naturfläche mit wunderschöner Aussicht über unser Dorf wie auch das Bewahren sozialer Werte an. Ausserdem lag es ihr
am Herzen, damit das Andenken an ihren Pflegevater Othmar Brügger zu ehren.
Der Gemeinderat hat die Umweltkommission damit beauftragt, den mit dem Sachvermächtnis verbundenen Auftrag angemessen umzusetzen. Frau Brügger hat in ihrem Vermächtnis festgelegt, dass das Grundstück für die nächsten hundert Jahre Tieren, Pflanzen und Menschen als Lebensraum und Ort der Erholung dienen soll und nicht bebaut werden darf. Um diesem Willen gerecht zu werden, wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Umwelt Solothurn und Pro Natura ein langfristiges Biodiversitätsprojekt entwickelt.
Das Grundstück hat in der Vergangenheit als Wiese und Weidefläche gedient, auf der auch einige Obstbäume stehen, die teilweise so alt sind, dass sie keine Früchte mehr tragen, dafür aber wichtiger Unterschlupf für verschiedene Tierarten sind. Die Abklärung des natürlichen Potentials der Fläche hat erfreulicherweise ergeben, dass es in erster Linie umsichtiges Zulassen der natürlichen Entwicklung mit gezielter Pflege braucht, um den bereits vielfältigen Lebensraum langfristig weiterzuentwickeln. Diese Aufgabe erfüllt seit 2023 der Landwirt Yves Mollet für die Gemeinde. Er hat das nötige Fachwissen und die Erfahrung im Umgang mit biodiversen Flächen. Auch die Menschen sollen Teil haben an dieser Naturfläche mitten im Wohngebiet. Es war allen Verantwortlichen wichtig, an dem schönen Ort mit weitem Ausblick eine Möglichkeit für Verschnaufpausen und persönliche Begegnungen zu schaffen, ohne zu viel Unruhe in die Fläche selbst zu bringen. Darum wurde sie mit einer gut zugänglichen Bank ergänzt, die dazu einlädt, Ruhe zu finden und die Aussicht mit allen Sinnen für eine Weile zu geniessen. Die dafür angelegte klassische Trockenmauer ist ein neu geschaffener Lebensraum für kleine Tierarten, die ein gut besonntes Zuhause brauchen. Die Bevölkerung wird das «Biodiversitätsprojekt Legat Brügger» künftig auch als kommunalen Lernort nutzen können, zum Beispiel für Schnittkurse oder geführte Exkursionen.
Im letzten Herbst konnte in Zusammenarbeit mit dem Heckenverein Schweiz, anlässlich des nationalen Heckenpflanztages, ein weiteres Element des Projektes umgesetzt werden. Die Umweltkommission hat mit weiteren Freiwilligen Niedrighecken im Gelände angelegt. Der Kanton Solothurn stellte die regionalen, auf die Lage angepassten, Pflanzen dafür unentgeltlich zur Verfügung.
Einige Ergänzungen werden noch hinzukommen. Zwischen den Heckenelementen wird je ein Ast- und Steinhaufen angelegt. Es werden zusätzliche Obstbäume von pro specie rara gepflanzt und für Vögel und Gartenschläfer werden Nistgelegenheiten geschaffen. Infotafeln werden Wissenswertes über die vorhandenen Lebensräume vermitteln. Um das Andenken an die Stifterin des Legates und ihren Vater zu erhalten, wird eine Widmung in geeigneter Form angebracht. Das Vermächtnis von Lucienne Madeleine Brügger war nicht nur eine grosszügige Geste gegenüber der Gemeinde Lostorf: Es bedeutet auch die Verpflichtung, unseren Naturräumen langfristig Sorge zu tragen und gemeinsam dafür aktiv zu sein.