EIN TÊTE-À-TÊTE MIT…
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… Conrad Maritz, Vater des Beizlifests
Einheimische Leser/innen wissen natürlich: Conrad Maritz ist nicht nur der Vater des Beizlifests, sondern gleichzeitig auch mein Vater. Da er schon seit 78 Jahren in Lostorf lebt, und quasi jeden Kieselstein im Dorf persönlich kennt, diente er nicht nur mir oft als Ideengeber für die vorherige Kolumne «s’Rösli vom
Dottebärg…», sondern wurde deswegen auch schon für das Regionaljournal Aargau-Solothurn als kompetente Auskunftsperson über unser Dorf interviewt. Es lag auf der Hand, dass ich früher oder später für diese Kolumne den weiten Weg durch den Vorgarten ins Nachbarhaus mache, um bei einem Kaffee über unser Dorf zu plaudern (das machen wir auch sonst, aber dieses Mal habe ich gedroht, alles aufzuschreiben, was er sagen wird).
Mein Vater hat nämlich teilweise auch eine eher kritische Haltung gegenüber unserem Dorf und im besagten Interview im Regionaljournal auch den Begriff «Schlafdorf» verwendet. Das Dorfpanorama habe sich nicht unbedingt zum Besten verändert, meint er dazu. In den «Reben» wurde bis in die 1950er Jahre
auf den leerstehenden Wiesen jeweils ein Fasnachtsfeuer veranstaltet. Das wäre dort heute gar nicht mehr möglich, da stattliche Villen und unzählige Häuser dicht an dicht nebeneinander gebaut wurden.
Ebenfalls in den 50er Jahren hat er seine grosse Leidenschaft, das Trompete spielen entdeckt. Dieses Hobby pflegt er bis heute beinahe täglich. Während über 50 Jahren war er Mitglied in der
Musikgesellschaft Lostorf, davon in den 70er Jahren auch einige Zeit als deren Präsident. Es war im Jahre 1979 und die Musikgesellschaft wurde von finanziellen Sorgen geplagt. Man hatte nur noch wenig Geld zur Verfügung und die Gemeinde wollte nichts wissen von finanzieller Unterstützung. In dieser Zeit war er
beruflich im Tessin und hat da die gemütlichen kleinen Restaurants, auch «Grotto» genannt, kennengelernt. So ein «Grotto» müsste es doch auch bei uns geben! Warum nicht im Rahmen eines Festes gleich mehrere solcher kleinen Beizlis aufbauen? Kurzum hat er die Liegenschaftsbesitzer im Dorfzentrum um das damalige Restaurant Jura angefragt (vom alten Postplatz bis zum heutigen Turnasium). Alle haben zugesagt, ihre Keller und Scheunen zur Verfügung zu stellen und im Juli 1979 präsentierte er dieses Konzept an einer Vereinsversammlung. Sagenhafte 1½ Monate und unzählige Arbeitsstunden später, fand das erste Beizlifest mit grossem Erfolg statt und hat die Finanzen der MG Lostorf wieder auf Vordermann gebracht. Das Beizlifest fand überregionale Beachtung und findet mit einigen wenigen Unterbrüchen seit 45 Jahren statt. Ebenfalls überregionale Beachtung fand das andere musikalische Hobby von Conrad Maritz und einigen Kollegen aus der Musikgesellschaft Lostorf: Mit dem Tanzorchester «Ambros Septett» spielten sie in den 60er und 70er Jahren an unzähligen Veranstaltungen,
teilweise in der ganzen Schweiz, und begleiteten auch bekannte Schlagersängerinnen wie Piera Martell, oder Monica Morell («Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an»).
Auch heutzutage ist Conrad Maritz musikalisch unterwegs und spielt regelmässig Konzerte zusammen mit dem Veteranenspiel des Kantons Solothurn. Und auch ich werde weiterhin bei ihm anklopfen, wenn ich wieder mal fragen muss: «Du, wie war das damals in den 60er Jahren in Lostorf, als…?»