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Das Lostorfer Gemeindemagazin

Eine etwas andere Jungbürgerfeier

Gruppenfoto Jungbürger

Der Lostorfer Gemeinderat hat eine Projektgruppe bestehend aus Gemeinderatsmitgliedern, Mitgliedern der OJALO (Offene Jugendarbeit Lostorf) und Mitgliedern der Kultur- und Sportkommission damit beauftragt eine Neuausrichtung der Jungbürgerfeier zu erarbeiten. Die diesjährige Jungbürgerfeier fand also am 20. September erstmals als «neue» Jungbürgerfeier statt, nach dem Vorbild des amerikanischen «World Café», einer Form von Workshop, bei dem Themen in Gruppen während ca. zwanzig Minuten diskutiert und danach zusammengefasst werden. Mitten in Lostorf, im «Kaloriebömbeli» ging also erstmals ein «World Café mit Apéro» über die Bühne.

Folgende Fragestellungen wurden in drei Gruppen diskutiert. 
1. Wie tragen wir Sorge zu unseren öffentlichen Plätzen?
2. Was halte ich von einem Stimm- und Wahlrecht ab 16 Jahren?
3. Was wünsche ich mir für die Gemeinde Lostorf?

An einem Tisch stand der öffentliche Raum im Fokus. Konkret wollten die Gruppenmoderatoren von den jungen Erwachsenen wissen, wie man zu öffentlichen Räumen vermehrt Sorge tragen könne. Da dabei die Bedürfnisse und Probleme «Littering und Vandalismus» der Gemeinde Lostorf im Vordergrund standen, wurde als Beispiel der Sportplatz Lostorf genannt. 

Die Diskussion des genannten Themas wurde in vier Phasen unterteilt: 
1. Open Brainstorming
2. Priorisierung
3. Konkretisierung
4. Ideen, Kontakte

Die drei gebildeten Gruppen wurden jeweils einer Phase zugewiesen und mussten somit nur in einer Stufe der Diskussion mitwirken. Diejenige Gruppe, welche die erste Phase des genannten Themas zugeordnet bekam, hatte den Auftrag, offen zu diskutieren und so viele Inputs wie möglich zu sammeln. Die Gruppe der zweiten Phase hatte dagegen die Aufgabe, den Fokus auf einige interessante Ansätze zu beschränken. In der dritten Phase musste die letzte Gruppe die vorab priorisierten Ansätze konkretisieren. Die letzte Phase wurde in der Diskussion nicht berührt. Diese gilt es wohl nachträglich zu adressieren. 

Die Resultate innerhalb der verschiedenen Phasen werden nachfolgend zusammengefasst:

Open Brainstorming: Zunächst wurden einige eher offensichtliche Verbesserungsvorschläge genannt, wie das zusätzliche Platzieren von Abfalleimern oder das Beseitigen der Abfälle. Interessant bei Letzterem war der Gedanke, dies über Schulklassen zu organisieren. Weiter wurde der Vorschlag ins Feld geführt, über Schilder – beim Sportplatz oder in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes, beispielsweise einem Maisfeld – auf das Problem «Abfall» aufmerksam zu machen. Der Vorschlag, einen Sicherheitsdienst zu beauftragen, ­wurde zwar genannt, dann aber von den Beteiligten sogleich ins Abseits gestellt. Eine weitere Idee bestand im Vorschlag, eine «Projektwoche Abfall» in der Schule abzuhalten, um die Schüler für die Thematik zu sensibilisieren. Zuletzt wurde vorgeschlagen, ein Pfandsystem einzurichten. 

Priorisierung: Die hierfür zuständige Gruppe hatte Abstand genommen von den eher trivialen Vorschlägen der einfachen Abfallbeseitigung und zusätzlichen Installation weiterer Abfalleimer. Des Weiteren hatten sie auch die Idee mit dem Sicherheitsdienst relativ schnell begraben. Der Gedanke der Errichtung eines Pfandsystems kam dagegen insgesamt sehr gut an. Lange hatte man darüber diskutiert, aber schlussendlich beschlossen, dass dies, aufgrund der schwierigen Umsetzung, vorerst nicht zu priorisieren sei. Die Varianten der Prävention fanden dagegen mehr Anklang. Der Vorschlag, über Schilder auf das Problem aufmerksam zu machen, ging nach einer Weile in der Diskussion unter. 

Ganz im Gegensatz zu der Idee, eine «Projektwoche Abfall» an der Schule durchzuführen. Diese wurde einstimmig zum Favoriten erklärt. Dazu wurde angefügt, dass diese Projektwoche doch mit der generellen Umweltproblematik – Stichwort «Fridays for Future» – zu kombinieren sei.

Konkretisierung: Die favorisierte und noch zu konkretisierende Idee wurde von der letzten Gruppe in ihren Grundzügen positiv aufgenommen. 

Eine Idee wird zum Konzept

Anstelle einer Projektwoche sollte gemäss der Gruppe dem Thema «Umwelt und Abfall» zu fixen Terminen ein Zeitfenster eingeräumt werden. Variante 1: alle zwei Wochen eine Stunde, Variante 2: Einmal im Monat ein Nachmittag.

Die Gruppe wollte den Themenbereich ausserdem erweitern. Es sollte nicht nur schlicht um Abfall und Umweltproblematik gehen, sondern in weitere Themen, welche den Bereich der «Begegnung im öffentlichen Raum» tangieren, eingebunden sein. Als Beispiele wurden «das Verhalten bei einer Begegnung mit einem Blinden samt Blindenhund» genannt oder «das Rauchen auf öffentlichen Plätzen». 

Die Gruppe hatte zusätzlich darauf hingewiesen, dass bei diesen Terminen nicht nur Probleme diskutiert werden sollten, sondern sinnvollerweise auch aufgezeigt werden sollte, wie «richtiges Verhalten» auszusehen hat. Darüber hinaus könnte man sporadisch auch Aktionen durchführen, wie beispielsweise eine Abfallsäuberung bei Kinderspielplätzen.

Weiter hat die Gruppe vorgeschlagen, die Eltern bei gewissen Terminen mit einzubeziehen. Würden die Eltern die eigenen Kinder nicht zu richtigem Verhalten anhalten, sei die Sache hoffnungslos, so die Meinung der Gruppe. Diese Veranstaltungen sollten dann jeweils auf den Abend oder das Wochenende gelegt und ca. vier Mal jährlich durchgeführt werden.

Stimm- und Wahlrecht ab sechzehn nicht sinnvoll

Das Thema «Stimm- und Wahlrecht ab 16 Jahren» wurde von den Jungbürgerinnen und Jungbürgern zwar diskutiert, aber man war sich sehr schnell einig, dass eine Herabsetzung des Stimm- und Wahlrechtsalters nicht sinnvoll sei. Sie seien ja jetzt mit achtzehn Jahren noch sehr unsicher und wüssten nicht immer genau für wen oder was sie stimmen sollten. Zudem seien die meisten mit sechzehn noch mitten in der Ausbildung und somit die Prioritäten noch ganz anders gewichtet, als sich für politische Themen zu interessieren. 

Aber natürlich könne man bei Interesse beispielsweise auch einer Jungpartei beitreten.

Wünsche und Ideen für Lostorf 

Zunächst wurden breit Wünsche und Ideen zusammengetragen.
– Schwimmbad
– Grosser Weihnachtsbaum
– Imbissbude oder Tankstellenshop
– Bessere Busverbindungen
– Glasfaseranschluss
– Fitnessgeräte auf dem Sportplatz
– Bad Lostorf
– Sichere Schulwege
– Bar, Treffpunkt, Raum zum mieten

Von den oben genannten Punkten wurden «Bessere Busverbindungen am Abend und nach Schönenwerd», und das Projekt «Bar, Disco, Treffpunkt in Lostorf» priorisiert und als real umsetzbar eingestuft. In einer nächsten Runde wurde konkret aufgelistet, was als Nächstes bezüglich einer Bar, Disco und/oder eines Treffpunktes in Lostorf zu tun sei.

Zunächst sollten sich die Projektinitianten mit dem Gemeinderat treffen, ein Konzept erarbeiten, dann eine Umfrage in der Gemeinde starten.

Erste Abklärungen zum Thema «Bessere Busverbindungen in der Nacht und nach Schönenwerd» hatten ergeben, dass das Anliegen ein Jahr vor dem nächsten Fahrplanwechsel bei den Busbetrieben deponiert werden muss. 

Nach 20 Minuten wechselten die Teilnehmenden zu einem weiteren Thementisch. Am Ende hatten alle an allen Tischen diskutiert und den Gemeinderatsmitgliedern liegt ein Beschluss aus jeder Gruppe vor. Zeitnah werden die diskutierten Themen im Gemeinderat aufgenommen und weiterführend behandelt.

Nach Behandlung aller drei Themen durch die Gruppen, erläuterten die Organisatoren der Jungbürgerfeier den Jungbürgerinnen und Jungbürgern, dass sie sich mit diesem Workshop erstmals aktiv das Recht aller Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde – sich einzubringen und mitzuentscheiden – ergriffen haben. Danach wurden die 22 anwesenden Jungbürgerinnen und Jungbürger durch den Gemeindepräsidenten Thomas Müller vereidigt.

Die Feier wurde, wie in den vergangenen Jahren auch schon, mit einem gemütlichen und geselligen Teil, nämlich Spaghettiplausch und Bowling in Trimbach, abgeschlossen. 

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