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Das Lostorfer Gemeindemagazin

LIEBE LOSTORFERINNEN UND LOSTORFER

Eigentlich habe ich mir einmal vorgenommen, im Vorwort des 3Rosenblatts bei lokalen Gegebenheiten zu bleiben, und Tagesaktualitäten nicht mehr zu kommentieren. Oft sind diese Aktualitäten bis zum Erscheinen des Magazins kalter Kaffee und längst überholt.

Diesmal ist alles anders. Für einmal hoffe ich sogar sehr, dass beim Erscheinen der neuen Ausgabe die
schrecklichen Geschehnisse in der Ukraine der Vergangenheit angehören. Der Krieg bewegt im Moment die Gemüter wie kaum ein Ereignis. Ende Februar ist Russland, auf Befehl seines Präsidenten Wladimir Putin, in die Ukraine einmarschiert und bombardierte die kritische Infrastruktur. Selbst vor Wohngebieten machten die Aggressoren keinen Halt.

Eigentlich hätte man es nicht mehr für möglich gehalten, dass in Europa in der heutigen Zeit Landesgrenzen gewaltsam verschoben werden. Dass der Einmarsch ohne auch nur einen halbwegs
gerechtfertigten Grund erfolgt ist, macht das Ganze nur noch absurder. Der Westen stand am Anfang fast
ohnmächtig vor diesem Aggressor. Inzwischen hat er sich gefangen und zügig weitreichende und schmerzhafte Sanktionen beschlossen. Selbst die sonst stets neutrale Schweiz ist inzwischen bereit, harte wirtschaftliche Sanktionen mitzutragen.

In diesem Konflikt geht es nicht nur darum, dass Russland sein Territorium vergrössern und postsowjetische Zustände wiederherstellen will, sondern auch namentlich darum, dass der Westen aufzeigen muss, dass die Grundwerte eines Staats, wie Demokratie, Freiheit, Menschenrechte oder die Souveränität von Nationen, nicht verhandelbar sind. Die eigenen Grundwerte hochzuhalten, ist nach westlichem Verständnis für alle Staatsebenen wichtig. Selbst unsere kleine Gemeinde Lostorf hat ihre Werte. In verschiedenen Dokumenten, so auch im neuen Leitbild, versuchen wir, diese Werte mit konkreten Inhalten zu füllen. Auch das Leitbild wurde nicht einfach vom Gemeinderat vorgegeben, sondern basiert auf einer basisdemokratischen Umfrage.

Dass die Demokratie gerade in Krisenzeiten eine schwierige Staatsform ist und autoritär regierte Staaten
bei der Umsetzung einschneidender Massnahmen Vorteile haben, haben wir bei der Bewältigung der Coronakrise eindrücklich feststellen können. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass die Demokratie auch in Krisenzeiten die beste Staatsform ist. Nur in der Schweiz konnte die Bevölkerung über Coronamassnahmen abstimmen. Damit war gewährleistet – was in Krisenzeiten wichtig ist – dass einschneidende Massnahmen von der Bevölkerung mitgetragen werden. Die Bevölkerung hat bei diesen Abstimmungen auch aufgezeigt, dass vernünftige Argumente Gehör finden, selbst wenn die Umsetzung mit persönlichen Opfern verbunden ist. Nur in der Demokratie werden Werte wie die Solidarität mit Schwächeren oder die Fähigkeit zum Dialog hochgehalten. Wie wichtig diese Werte sind, sieht man im Ukrainekonflikt eindeutig.

Tragen wir Sorge zur Demokratie und zu ihren Werten.
Ihr Gemeindepräsident

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