LIEBE LOSTORFERINNEN UND LOSTORFER

Die Wirtschaft boomt, es herrscht Vollbeschäftigung. Jegliche Pandemie scheint überwunden. Uns geht es gut und die Menschheit hat (hoffentlich) ihre Lehren aus den zahlreichen Krisen gezogen. Dies wären eigentlich die Nachrichten, die wir endlich hören möchten und die auch ich nur allzu gerne hier festhalten würde. Doch «erstens kommt es anders und zweitens als man denkt», hat schon Wilhelm Busch
festgehalten. Der Krieg in der Ukraine dauert schon über acht Monate, die Wirtschaftsprognosen für das Jahr 2023 werden laufend nach unten korrigiert und selbst die Börse, die jahrelang nur eine Richtung kannte, schwächelt schon seit vielen Monaten. Die Coronazahlen steigen wieder bedrohlich an, die Klimaziele des Kyoto-Protokolls rücken in weite Ferne und im Moment wissen wir noch nicht, ob wir in diesem Winter, mangels Energie, frieren werden. Die Krise in ihren unzähligen Variationen (Corona, Klima, Flüchtlinge, Finanzen, etc.) scheint langsam zum Normalfall zu werden. Aber warum ist das so? Ist die Menschheit nicht in der Lage, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen? Ein Problem ist sicherlich, dass unsere Politiker in Legislaturperioden denken. Es ist viel einfacher, die Wähler zu beschenken, anstatt strukturell notwendige, zum Teil sogar schmerzhafte, Veränderungen vorzunehmen. Die Rechnung bezahlen andere.
Ein anderes Phänomen ist, dass wir Menschen einfache Lösungen bevorzugen, die Wirklichkeit aber oft sehr komplex und schwierig ist. Und trotzdem ist Schwarzmalen meines Erachtens die falsche Strategie. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Menschheit, zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg, durchaus in der Lage war, ihre Lehren zu ziehen. Europa lag am Boden und doch gelang es, den Hass zu überwinden, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und einen beispiellosen Wohlstand zu erreichen. Das Motto von Churchill «Lass keine gute Krise ungenutzt» («Never let a good crisis go to waste») sollte
uns ermutigen, regelmässig Reflexionen zu tätigen, unsere Lehren zu ziehen und nach jedem Sturz wieder
aufzustehen.
Selbstverständlich läuft auch im Lostorfer Gemeinderat nicht immer alles rund. Auch hier ertappen wir uns immer wieder, dass ein Antrag allenfalls auf Applaus bei der eigenen Klientel stösst, aber kaum zum nachhaltigen, langfristigen Erfolg unserer Gemeinde beiträgt. Eine langfristige, umsichtige Planung,
ein regelmässiges Controlling und ein sorgfältiges Risikomanagement helfen hier, teure Fehler zu vermeiden.
Ein Produkt, das jeder Krise bisher erfolgreich getrotzt hat, ist das 3Rosenblatt. Nach dem am Neujahrsapéro 2014 geäusserten Wunsch, dass Lostorf wieder ein eigenes Dorfblatt erhalten sollte, hat sich ein motiviertes Redaktionsteam akribisch an die Arbeit gemacht. Inzwischen halten Sie bereits die 25. Ausgabe in Ihren Händen und fürwahr kann festgehalten werden, dass das 3Rosenblatt aus dem Lostorfer
Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Ich gratuliere dem Team um Thomas Maritz zu dieser hervorragenden Leistung und freue mich auf unzählige weitere Ausgaben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch ein paar schöne Herbsttage und danach eine besinnliche und hoffentlich nicht allzu kalte Adventszeit.
Ihr Gemeindepräsident