Liebe Lostorferinnen und Lostorfer

Unsere Welt droht, aus den Fugen zu geraten. Gestatten Sie mir, dass ich für einmal den Blick nicht nach Lostorf, sondern auf die grosse Weltbühne richte.
Die Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus hat nicht nur die geopolitische Ordnung erschüttert, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen den USA und Europa auf eine harte Probe gestellt. Seine Politik des Protektionismus, manifestiert durch hohe Importzölle und die Bevorzugung der heimischen Wirtschaft, hat bereits erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Europa. So steht beispielsweise die deutsche Automobilindustrie massiv unter Druck. Strafzölle und der Fokus auf US-Produktionsstandorte drohen, tausende Arbeitsplätze zu gefährden, was auch die Schweizer Zulieferer spüren werden.
Die transatlantischen Beziehungen sind durch Trumps Aussenpolitik belastet. Bündnisse und multilaterale Abkommen, die einst Stabilität garantierten, werden zunehmend infrage gestellt oder aufgekündigt. Europa sieht sich einem Machtvakuum gegenüber, das durch den Rückzug der USA aus sicherheitspolitischen Verpflichtungen entsteht. Dies betrifft nicht nur die Unterstützung der Ukraine, sondern auch die Sicherheitsgarantien im Rahmen der NATO. Die EU muss nun eigenständig handeln und sicherheitspolitisch massiv aufrüsten. Allzu lange hat man sich im grossen Schatten der USA aufgehalten, ohne eine eigenständige Sicherheitspolitik entwerfen zu müssen.
Gleichzeitig hat Trumps unvorhersehbarer und teilweise chaotischer Führungsstil eine neue Ära der Unsicherheit eingeläutet. Seine Bereitschaft, Allianzen zugunsten kurzfristiger Deals zu opfern, hat nicht nur Europa, sondern auch andere globale Akteure destabilisiert. In einer Welt ohne klare Regeln oder verlässliche Partnerschaften wird es für Europa entscheidend sein, eine Balance zwischen Kooperation und Konfrontation zu finden. Die vielleicht grösste Herausforderung besteht jedoch darin, dass Europa lernen muss, unabhängig von den USA strategisch zu agieren. Die Zeit des passiven Mitprofitierens ist vorbei – jetzt ist Eigeninitiative gefragt. Nur so kann Europa in einer zunehmend multipolaren Welt bestehen und seine Interessen wahren.
Es muss bezweifelt werden, dass dieser zunehmende Egozentrismus unsere Welt vorwärtsbringen wird. Heute ist alles eng miteinander verbunden, ob es um die Auswirkungen des Klimawandels, die Suche nach Frieden in Krisenregionen oder die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft geht. Nicht politische Alleingänge wären gefragt, sondern gemeinsame, verantwortungsvolle Strategien, die aber auch umgesetzt werden müssten.
Es liegt auf der Hand, dass sich in dieser Welt voller Unsicherheiten und Widersprüche zahlreiche Menschen zunehmend orientierungslos fühlen. Auch wenn es antiquiert tönen mag, scheint es mir in diesem zunehmenden globalen Chaos wichtig zu sein, dass wir alle in unserem Umfeld unsere gemeinsamen Werte weiterhin pflegen. Den Dialog zu suchen, sich respektvoll zuzuhören und auf das Wohl jedes Einzelnen zu achten, ist gerade auch in Zeiten politischer Unruhen wichtig.
Lassen wir uns somit nicht von den Turbulenzen der Weltpolitik entmutigen, sondern blicken mit Mut und Zuversicht in die kommenden Monate.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine wunderbare Frühlingszeit.
Ihr Gemeindepräsident