Im Oktober fanden die Nationalrats- und Ständeratswahlen statt. Einmal mehr kann festgehalten werden, dass die Verhältnisse in der Schweiz sehr stabil sind. Während in anderen europäischen Ländern sich linke und rechte Regierungen regelmässig ablösen, verändern sich bei uns die Wahlanteile der einzelnen Parteien mittelfristig höchstens im Promillebereich. Der grösste Aufreger in diesen Wahlen war das Bundesamt für Statistik, das nicht in der Lage war, die kantonalen Wahlergebnisse korrekt zusammenzuzählen. 2019 waren noch die Grünen die Wahlsieger und die SVP hatte Sitze verloren. Diesmal war es umkehrt, das rechte Lager gewann, Grün verlor ein paar Sitze und das Zentrum blieb stabil. So gleichen sich die Ergebnisse über einen längeren Zeitraum gesehen doch wieder einigermassen aus.
Dies führt zur Frage, warum sind die Verhältnisse bei uns so stabil? Ist das gut für unser Land oder schlecht? Zunächst kann festgehalten werden, dass die Wählerinnen und Wähler in der Schweiz ziemlich loyal ihren Parteien gegenüber sind. Wer links wählt, wechselt das politische Lager nicht so schnell und
umgekehrt. Das politische System in der Schweiz ist zudem sehr ausgewogen. Verschiedene Prinzipien (Zauberformel, Konkordanzsystem, etc.) sind klare Anzeichen, dass in der Schweiz nicht Extrempositionen gefragt sind, sondern ausgewogene Vorlagen. Auch unser System mit dem eher forscheren Nationalrat und dem Ständerat (chambre de réflexion), der oft auf die Bremse tritt, ist darauf ausgerichtet, ausgleichend zu wirken. Natürlich haben sich die meisten von uns auch schon mehr Entschlussfreudigkeit und mehr Tempo in der Regierungstätigkeit gewünscht. Auf der anderen Seite hat zum Beispiel die Coronapandemie gezeigt, dass unser grundsätzlich eher träges System auch Krisen gut bewältigen kann. Auf jeden Fall hat die Schweiz diese Krise deutlich besser bewältigt als viele andere europäische Staaten. Auch in der Migrationspolitik, um ein anderes Beispiel zu nennen, dürfte eine komplette Abschottung unseres Landes vor Einwanderung schädlich für unsere Wirtschaft sein. Auf der anderen Seite gefährdet die ungebremste Zuwanderung unseren Wohlstand. Auch hier braucht es keine Schnellschüsse, sondern vernünftige, gut austarierte Entscheide.
Liest man die Zeitungen, entsteht schnell der Eindruck, dass sich die ganze Welt nur noch im Krisenmodus
befindet (Coronapandemie, Krieg in der Ukraine, Klimakatastrophe, Nahostkonflikt, etc.). Zumindest für die Schweiz täuscht dieser Eindruck. Natürlich haben auch wir beispielsweise mit steigenden Kosten im
Gesundheitswesen zu kämpfen. Trotzdem geht es der Schweiz immer noch sehr gut. Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung und das Sozialsystem funktioniert. Auch den Gemeinden geht es gut. In Lostorf haben wir stabile finanzielle Verhältnisse, die öffentliche Sicherheit ist gewährleistet, die Schulen leisten gute Arbeit und zur Infrastruktur wird Sorge getragen.
Natürlich ist auch unser Land alles anderes als perfekt. Nichtsdestotrotz bin ich froh und dankbar, in einem solchen Land leben zu dürfen. Die Adventszeit ist die Zeit der Dankbarkeit und der Wertschätzung. Falls auch Sie sich in irgendeiner Form dankbar zeigen möchten, wäre dies ein guter Zeitpunkt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch ein paar schöne letzte Herbsttage und danach eine besinnliche und dankbare Adventszeit.
Ihr Gemeindepräsident