MATURAARBEIT ÜBER DAS BAD LOSTORF

Die Lostorferin Sophia Hostettler hat für ihre Maturarbeit an der Kantonsschule Olten ein Thema gewählt, welches in Lostorf immer noch viele Gemüter bewegt: die Geschichte rund um das Bad Lostorf. Titel der Arbeit: «Das Bad Lostorf – eine Geschichte von Hoffnung und Agonie».
Die öffentliche Präsentation ihrer Arbeit, im März dieses Jahres, stiess auf grosses Interesse und das Klassenzimmer an der Kantonsschule war nicht nur mit Verwandten, Bekannten und Lehrpersonen der Maturandin besetzt, sondern auch mit interessierten Lostorfer/innen. Sophia Hostettler hat ihre Arbeit sehr souverän präsentiert; bekleidet in einem FC Zürich-Dress aus den 80er Jahren, auf welchem das Bad Lostorf Logo als Hauptsponsor prangte. So ist es nicht verwunderlich, dass sowohl Präsentation als auch Arbeit Bestnoten erhielten.
Einige Monate später treffen wir uns in der alten und verwahrlosten Bad Lostorf Bushaltestelle zu einem kurzen Gespräch.
Sophia, was das Thema «Bad Lostorf» für dich von Anfang an schon als Maturarbeit gesetzt?
Da ich in meiner Freizeit gerne tanze, wollte ich ursprünglich etwas in diese Richtung machen. Allerdings bin ich in Lostorf geboren und aufgewachsen und habe viele Geschichten über das Bad gehört. Irgendwie wurde dieses Thema nie richtig aufgearbeitet, weshalb ich mich schlussendlich dafür entschieden habe. Es ist auch ein etwas spezielleres Thema und vor allem für unser Dorf und die Region interessant. Ich selber habe das Bad nur noch ganz kurz erlebt, da ich zum Zeitpunkt der Schliessung erst 2 oder 3 Jahre alt war, aber meine Familie und Verwandten waren oft dort zu Gast.
Was gab es im Vorfeld für Reaktionen? War es schwierig an Informationen heranzukommen?
Ursprünglich wollte ich durch Gespräche im Dorf und in der Umgebung an die nötigen Informationen gelangen. Da es nicht ganz klar war, mit wem ich diese Gespräche führen könnte, habe ich einen anderen Weg gewählt. Der Hauptinhalt ist durch diverse alte Zeitungsartikel zustande gekommen, welche ich in der Stadtbibliothek gefunden habe.
Diese Methodik ermöglichte mir vor allem, die Ereignisse von einem objektiveren Standpunkt aus zu betrachten. Allfällige negative Reaktionen gab es keine.
Darum geht es in der Arbeit:
Was sind die Gründe für das Scheitern des einst berühmten und angesehenen Thermalbades in Lostorf? Während Jahrhunderten verfügte das kleine Solothurner Dorf über ein prächtiges Thermalbad. Seit 16 Jahren ist das Bad Lostorf mittlerweile schon ausser Betrieb und die Liegenschaft verkommt zur Ruine.
Anhand von Zeitungsartikeln, die eine Zeitspanne von den 60er-Jahren bis in die Gegenwart abdecken, wurden die Gründe für das Scheitern des Badebetriebes in Lostorf untersucht. Aus dieser Untersuchung resultierte eine Schlussthese. Sie besagt, dass bis auf Weiteres nicht mit einer Wiederaufnahme des Badbetriebes zu rechnen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass schon zu Beginn der 50er-Jahre erhebliche finanzielle Probleme bestanden. Obwohl der Badebetrieb nicht rentabel war, hatte das Bad politischen und gesellschaftlichen Rückhalt. Dadurch war zu Beginn der 60er-Jahre eine vorläufige Rettung möglich. 1966 fiel das Bad einem Grossbrand zu Opfer. Der Brand zerstörte zugleich sämtliche Perspektiven. Nur durch die finanzielle Unterstützung einer Grossbank und dem Verkauf von Wohnungen im Stockwerkeigentum, konnte 1973 ein neues Bad in Lostorf gebaut werden. Auch in der Folge blieb der Betrieb nicht unverschont von Rückschlägen: häufige Besitzerwechsel, die Schweizer Immobilienkrise der 90er-Jahre und weitere skurrile Geschehnisse – das Bad Lostorf blieb vom Pech verfolgt.
Dass die Liegenschaft seit 16 Jahren verwahrlost, ist im Endeffekt auf die strukturelle Fehlentscheidung von 1973, Wohnungen im Stockwerkeigentum zu verkaufen, zurückzuführen. Diesen Stockwerkeigentümern/innen stehen Rechte zu, die es ihnen ermöglichen, Einfluss auf die Realisierung von Projekten im Bad Lostorf zu nehmen. Dadurch wird deutlich, dass mit den vorherrschenden Strukturen kein neuer Badbetrieb vereinbar ist.
Nachdem Du die Geschichte und den Werdegang des Bad Lostorf analysiert hats: Warum ist es so weit gekommen, dass wir unser Gespräch hier vor einer Ruine führen müssen statt vor einem florierenden Wellnesstempel?
Die weitverbreitete Meinung ist, dass das Problem die Stockwerkeigentümer seien. Diese Erklärung ist aber viel zu einfach und gleichzeitig auch falsch. In den 70er Jahren befanden sich die damaligen Eigentümer in einem finanziellen Engpass. Um diesen zu überbrücken, wurden die Wohnungen des Haupttraktes im Stockwerkeigentum verkauft. Dadurch kam diese sehr komplexe Struktur des Stockwerkeigentumes zustande. Den Stockwerkeigentümern stehen Rechte zu. Es sind somit zahlreiche Vetoberechtigte vorhanden. Aus diesem Grund sind keinesfalls die Stockwerkeigentümer der Grund für das Scheiter, sondern die finanzielle Notlage zu Beginn der 70er-Jahren, die dazu geführt hat. Davon abgesehen, gibt es weitere Gründe für das Scheitern, die noch weiter in die Geschichte des Badebetriebs in Lostorf zurückgreifen, dafür lade ich alle Interessierten gerne dazu ein, meine Maturarbeit zu lesen!
Sollte man diese Ruine als Mahnmal für Misswirtschaft stehen lassen?
Obwohl das Gebäude durch seinen morbiden Charme fasziniert, hätte ich – wie die meisten Lostorferinnen und Lostorfer – Freude, wenn an gleicher Stelle etwas Neues und Schönes entstehen würde. Obwohl es eigentlich sehr schade ist, dass das sehr schwefelreiche Wasser nicht genutzt wird, müsste es sich nicht zwangsläufig um einen Badebetrieb handeln. Auch ein Altersheim wäre denkbar, denn unser schönes Dorf am Jurasüdfuss bietet sog viel!
Bei Interesse kann die gesamte Arbeit als PDF oder als gedruckte Version gegen einen Unkostenbeitrag bei Sophia Hostettler bezogen werden.
Anfragen an:
sophiahostettler@maruraarbeit.ch