NEUES VOM SCHLOSS

Stefan Bernhard hat erfolgreich die Ausbildung als Handwerker der Denkmalpflege abgeschlossen
Handwerker in der Denkmalpflege sind in wichtiger beratender und ausführender Funktion beteiligt an der Instandstellung und der Instandhaltung von Baukulturgut. Die Arbeit an historisch wertvollen Bauwerken erfordert Wissen über traditionelle aber auch neue Materialien, Techniken und Werkzeuge. Sie
zeichnen sich aus durch ein sensibilisiertes Bewusstsein für historisch wertvolle Objekte und orientieren sich in ihrer Arbeit an denkmalpflegerischen Werten und Grundsätzen. Genau diese zweijährige berufsbegleitende Ausbildung hat Stefan Bernhard, «unser» Schlosswart, im Jahre 2021 begonnen
und im Frühling 2023 erfolgreich abgeschlossen. Wir gratulieren ihm ganz herzlich und wollen ihm dazu noch einige Fragen stellen:
Was kannst du uns über den Ausbildungsablauf erzählen?
Während der gesamten Ausbildungszeit wurden blockweise zehn Unterrichtsmodule vermittelt, so unter anderem «Grundsätze der Denkmalpflege /Vorgehensweise, Intervention und Unterhalt / Kontrollierter Rückbau von traditionellen Naturstein- Flächenpflästerungen / Gartendenkmalpflege / Pflege von Saatflächen und Belägen /Pflanzflächen und Gehölzen, usw. In Gruppen waren Projekte (Villa Morillon, Köniz) zu erarbeiten, welche dann im Plenum vorgestellt wurden. Sämtliche Module mussten erfolgreich abgeschlossen werden, um überhaupt an der Abschlussprüfung teilnehmen zu können. Mit einem Gartendenkmalpfleger habe ich den französischen Barockgarten auf Schloss Wartenfels besichtigt. Die mündliche Prüfung darüber erfolgte auch auf dem Schloss. Die schriftliche Abschlussarbeit beinhaltete die Erstellung des Bepflanzungskonzeptes des Alpinumgartens auf Schloss Wartenfels. Diese Arbeit musste ebenfalls vor den Experten präsentiert werden.
Insgesamt wurden 606 Stunden Unterricht erteilt. Zusätzlich musste der Unterrichtsstoff während rund 241 Stunden im Selbststudium vertieft werden. Im zweijährigen Ausbildungsgang waren verschiedene Berufsgruppen vertreten, so unter anderem Maler, Zimmermann, Maurer, usw. Ich war der einzige Gärtner. Mir hat jeweils der fachliche Austausch mit Berufskollegen (Gärtnern) gefehlt, obwohl die Gespräche mit anderen Berufsleuten sehr interessant ausgefallen waren.
Welche Alterskategorien haben diese Ausbildung absolviert? Hat dir die Ausbildung mehr Mühe bereitet, als einer jüngeren Person?
Die Ausbildungsteilnehmer waren zwischen Mitte 20 und Mitte 50. Ich selber gehörte eher zu den «älteren Semestern», hatte dadurch aber auch mehr Arbeits- und Lebenserfahrung. Die Fachmodule habe ich zusammen mit Handwerkern besucht, welche die Meisterprüfung absolvierten. Seit fast 30 Jahren habe ich keine Schulbank mehr gedrückt. Die Zusammenarbeit mit diesen jungen Leuten war aber sehr bereichernd und spannend.
Was waren deine Beweggründe für die Ausbildung als «Handwerker der Denkmalpflege»?
An der Denkmalpflege habe ich immer schon ein grosses Interesse gehabt. Mit der Ausbildung konnte ich eine Vertiefung dieses Bereiches vornehmen. Bei mir hat nun auch eine Sensibilisierung in Bezug auf den französischen Barockgarten und das Schloss stattgefunden. Ich kann jetzt auch besser einschätzen, was diesbezüglich «wertvoll» und was «vergänglich» ist.
Was kannst du mit den erworbenen Ausbildungskenntnissen auf Schloss Wartenfels einbringen?
Es gilt zu vermeiden, dass Reparaturen oder Unterhaltsarbeiten von Fremdfirmen ausgeführt werden, welche nicht fachgerecht erfolgen und dadurch Schäden verursachen. Beispiel: Wenn die «falschen» Äste in der Hainbuchenallee aus Sicherheitsgründen entfernt werden, können in der Allee irreparable Schäden entstehen.
Du bist nun zusammen mit deiner Frau Annette seit 1. Mai 2014 auf dem Schloss Wartenfels als Schlossgärtner tätig. Was hat dich seinerzeit bewogen, diese Stelle anzutreten?
Mir hätte es immer gefallen, in einem historischen Garten zu arbeiten. Einen solchen über mehrere hundert Jahre alten Garten zu hegen und pflegen ist für mich – wenn auch nur in einer kurzen Zeit zu begleiten – auch heute noch faszinierend und stellt eine grosse Herausforderung dar. Die Stelle auf Schloss Warenfels antreten zu können, war ein Herzenswunsch.
Welche Tätigkeiten als «Schlossgärtner» gefallen dir besonders?
Alles was im Zusammenhang mit der Bepflanzung steht. Mit der 2023 abgeschlossenen Schlosssanierung kann ich nun die Neubepflanzung begleiten und weiterentwickeln. Beim Garten gibt es nie ein Ende, die Entwicklung schreitet immer weiter voran. Auch der Kontakt mit den Schlossbesuchern schätze ich sehr. Vor allem an Gartenführungen hat es immer wieder sehr wissbegierige Personen, die an Details interessiert sind. Unsere Hainbuchenallee ist die älteste ihrer Art in der Schweiz und, in Form einer Allee, auch die älteste in ganz Europa. Aufgrund von historischen Bildern und Angaben wurde diese anno 1749 gepflanzt und weist somit ein sehr stolzes Alter von derzeit 275 Jahren auf.
Welche Projekte stehen auf Schloss Wartenfels demnächst noch an?
Der Einbau eines Invaliden-WCs sowie die Eröffnung eines Bistros im Eingangsbereich sind vorgesehen. Ebenfalls sind noch kleinere bauliche Massnahmen im Gang. Meine Werkstatt soll ausserdem in die Scheune umplatziert werden. Der Garten wurde nach der baulichen Sanierung soweit wiederhergestellt, ist aber noch nicht auf dem Level, wie er effektiv sein sollte und muss sich weiterentwickeln. Die andauernde Pflege des Gartens muss sichergestellt werden. Diesen Punkt kann man nie abschliessen, obwohl die Pflanzen vergänglich sind. Von der Pflege her ist dies auch ein sehr spannender Bereich.
Du startest nun bereits die 11. Saison auf Schloss Wartenfels. Dies ist für mich ein Zeichen dafür, dass dir deine Arbeit gefällt. Woran erinnerst du dich gerne? Gibt es Begegnungen und Anlässe, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Die verschiedenen Hochzeitsanlässe auf dem Schloss sind jeweils sehr spannend. Jede Hochzeit ist etwas anders. Sehr interessante Begegnungen finden jeweils auch mit Besucher/Innen statt, welche unsere Vorgängerehepaare gekannt haben. Wir sind mittlerweile das sechste Schlosswart-Ehepaar auf der Wartenfels. Sehr interessant ist dabei natürlich, dass seit über 100 Jahren Fachpersonen für den Unterhalt von Schloss und Garten zuständig sind. Auf einigen Schlössern werden diese Arbeiten fremdvergeben.
… und was ich noch sagen wollte.
Ich sehe mich als Bindeglied zwischen Stiftungsrat, Architekt und Bevölkerung. Durch meine nun erworbene Fachausbildung als Handwerker der Denkmalpflege verfüge ich jetzt auch über das entsprechende Fachwissen. In der Zwischenzeit habe ich ein grosses Beziehungsnetz aufbauen können, welches ich jetzt bei meiner Arbeit auf der Wartenfels einsetzen kann. Gerne besuche ich auch andere Schlösser, um Inspirationen «abholen» zu können, sei es z.B. bei einer speziellen Pflästerung usw.
10-jähriges Arbeitsjubiläum von Annette und Stefan Bernhard
Am 1. Mai 2014 haben Annette und Stefan Bernhard ihre Arbeit als Schlosswart-Ehepaar auf Schloss Wartenfels aufgenommen. Zu diesem Arbeitsjubiläum gratulieren wir euch von ganzem Herzen. Eure Arbeit wird vom Stiftungsrat, den Besucherinnen und Besuchern und der Lostorfer Bevölkerung sehr geschätzt.
Was hat sich in eurer Arbeit seither verändert?
Die Bevölkerung kennt man in der Zwischenzeit wesentlich besser als zu Beginn. Man weiss nun, wer mit wem, auf welche Art und in welcher Funktion verbunden ist. Die Anlässe auf dem Schloss, sei es eine Geburtstagsfeier, eine Hochzeit, ein Geschäftsanlass, sind für uns in der Zwischenzeit zur Routine geworden. Fachlich haben wir uns die Arbeit problemlos zugetraut. Die Arbeitsabläufe mussten sich jedoch zuerst «einspielen». Grosse Veränderungen haben nicht stattgefunden. Die Gartenanlage wird gepflegt und die Anlässe von uns betreut. Nach der im Jahre 2023 abgeschlossenen Sanierung von Schloss und Garten wurden nun einige der Arbeitsabläufe angepasst und optimiert.
Wie viele Pflanzen werden pro Saison angepflanzt?
Es werden Jungpflanzen eingekauft und auf dem Schloss fertig kultiviert. Im vergangenen Herbst haben wir rund 5000 Blumenzwiebeln gepflanzt. Das Ergebnis kann im Frühling 2024 bestaunt werden. Die Zitruspflanzen werden im Treibhaus überwintert. Neu ist jetzt auch das Bewässerungssystem auf dem Schloss. Die Pflanzen können nun ganz gezielt bewässert werden. Dies führt zu einer Wasserersparnis und
ist mit einem geringeren Arbeitsaufwand verbunden.
…und was Annette nicht missen möchte
Die erste Tasse Kaffee bei Sonnenaufgang auf der Terrasse des Gärtnerhauses. Das schätze ich von Herzen sehr und bin mir dabei bewusst, welch herrliche Wohnlage wir hier haben. Ich danke euch ganz herzlich für euren bisherigen Einsatz und freue mich, mit euch weiterhin zusammenarbeiten zu können.
Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und Befriedigung bei eurer sehr vielfältigen und umfangreichen Arbeit.