PRIX WARTENFELS

Ein Blick aus dem Niederamt in die Welt: Ende August wurde zum 16. Mal der Prix Wartenfels, oder auch Preis pro Wartenfels an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, welche sich um die Region Gösgen, Olten und Gäu verdient gemacht haben.
Bisherige Preisträger waren unter anderem die Schriftstellerin Elisabeth Pfluger, Schauspieler Mike Müller; kulturelle Veranstaltungen wie das Feel Good Obenair, oder die Oltner Kabarett Tage und auch in der Region ansässige Firmen und Institutionen wie die Jura Elektroapparate, oder die lokal ansässigen Vogt AG und der Buechehof.
Das 3Rosenblatt hat an diesem Anlass einen Augenschein genommen und konnte sich im Vorfeld mit dem Mitbegründer dieses Preises, Prof. Dr. Peter André Bloch unterhalten.
Schloss Wartenfels an einem verregneten Sonntagabend im Spätsommer. Wenn elegant gekleidete Frauen und Männer aus Politik und Wirtschaft auf Klosterbrügder in ihren braunen Kutten treffen, oder wenn dunkel gewandete Kulturschaffende bei einem Glas Wein über ihre neusten Projekte erzählen, dann befinden wir uns mitten im Vorapéro der Prix Wartenfels… und da war doch noch dieser bekannte Schriftsteller, welcher, etwas durchnässt vom Aufstieg zum Schloss, seine Wanderschuhe an einem Heizstrahlen zu trocknen versuchte.
Nebst den diesjährigen Preisträgern, ihren Familien und Laudatoren, fanden auch weitere interessierte Besucher den Weg aufs Schloss Wartenfels, obwohl das Wetter zu Beginn nicht sehr freundlich war und der Anlass deshalb in der voll besetzten, gedeckten Halle stattfand.
Der Stiftungsratspräsident vom Schloss Wartenfels, sowie Mitbegründer des Prix Wartenfels, Peter André Bloch, führte mit launigen Worten durch den Abend, welcher musikalisch von einem Bläsertrio umrahmt wurde.
Der Preis, eine kleine Version des vor Ort installierten Kunstwerks «Blick in die Welt» wurde vom anwesenden Künstler Paul Gugelmann gestaltet, welcher ebenfalls ein Mitbegründer dieser Preisverleihung ist.
Folgende Persönlichkeiten und Institutionen wurden dieses Jahr ausgezeichnet:
Das Kapuzinerkloster Olten,
Das Paul Gugelmann Museum in Schönenwerd
Schriftsteller Alex Capus aus Olten
Arolfinger Lokalfernsehen (ALF)
Nach der würdigen Preisverleihung zeigte sich auch Lostorf von seiner schönsten Seite.
Der Regen hatte inzwischen aufgehört, so dass einem Austausch zwischen Preisträgern und Publikum beim anschliessenden Apéro unter freiem Himmel und vor der eindrücklichen Kulisse des nächtlich beleuchteten Schlosses nichts mehr im Wege stand.
Peter André Bloch, aufgewachsen und wohnhaft im Niederamt und in Olten, was ist ihr persönlicher Bezug zum Schloss Wartenfels und zu Lostorf?
Ich durfte als kleiner Junge meinen älteren Bruder auf seiner Schulreise begleiten welche nach Schloss Wartenfels führte und fand dieses Gebäude grossartig. Damals lebte noch die Besitzerfamilie Meidinger im Schloss. Frau Meidinger welche ich in ihrer Tracht sitzend am Stricken sah, schien mir damals eine Art Prinzessin zu sein… allerdings eine etwas ältere.. (schmunzelnd)
Später an der Uni Basel lernte ich dann Professor Fuchs (nachmaliger Besitzer) kennen.
Durch diesen Kontakt, auch zu seiner Familie, wurde ich dann angefragt, ob ich die Leitung der Stiftung übernehmen würde, was ich dann auch gemacht habe, unter anderem zu Ehren des 1990 verstorbenen Professor Fuchs, welchen ich menschlich sehr geschätzt habe. Zusammen mit Paul Lang, dem damaligen Gemeindepräsidenten von Lostorf, gründete ich zudem den Verein «Freunde Schloss Wartenfels». Mir war und ist es ein grosses Anliegen, das Schloss Wartenfels für jedermann zu öffnen und daraus kein Privatmuseum zu machen.
Wie entstand der Prix Wartenfels?
Ich präsidierte zuvor den von der Firma EAO gestifteten Preis Pro Olten. Nachdem die EAO in den 90er Jahren Kurzarbeit anmelden musste, wurde auch dieser Peris eingestellt.
Einige Zeit später, im Gespräch mit dem Künstler Paul Gugelmann, bemerkte dieser, dass es in unserer Region eine Auszeichnung geben sollte, welche nicht nur die Arbeit von Kulturschaffenden, sondern auch Personen und Firmen für ihre soziale Engagements und Verdienste würdigen soll. Zu diesem Zweck stellte er 40 Miniaturen seiner Skulptur «Blick in die Welt», welche kurz zuvor auf Schloss Wartenfels aufgestellt worden war, als Preis zur Verfügung. Diese Skulptur ist übrigens, nebst einem Aperitiv und einem Nachtessen, alles was ein Preisträger erhält. Es ist keine Geldsumme mit dem Prix Wartenfels verbunden. Alle an der Preisvergabe beteiligten Personen arbeiten ehrenamtlich.
Gab es damals nicht schon genügend Preise um eine weitere Verleihung zu rechtfertigen?
Der Prix Wartenfels soll ein Dankeschön sein an Personen und Institutionen und zeichnet auch Gruppierungen aus, welche bei anderen Preisen nicht berücksichtigt werden würden, z.B. Gesangsvereine, Orchester, Feuerwehrmannschaften, usw.
Zudem rücken wir auch den unteren Kantonsteil etwas in den Fokus, damit sich Kultur nicht nur in der Stadt Solothurn abspielt.
Wie gehen sie bei der Auswahl der Preisträger vor?
Es gibt einen von mir präsidierten Stiftungsrat, bestehend aus den amtierenden Gemeindepräsidenten von Lostorf und Däniken und dem amtierenden Stadtpräsidenten von Olten. Aktuell sind dies Thomas A. Müller, Gery Meier und Martin Wey, sowie als Aktuar Markus von Däniken, der Gemeindeschreiber von Lostorf. Jeder Stiftungsrat kann nun einige Vorschläge machen und zusammen wählen wir an rund 2-3 Sitzungen in der Regel einstimmig die 4 jeweiligen Preisträger aus. Es kann sein, dass einige Vorschläge immer wieder genannt werden, bis es in einem Jahr genau passt.
Wir legen auch grossen Wert darauf, eine vielfältige Auswahl auszuzeichnen und auch möglichst alle Regionen Gösgen, Olten, Gäu zu berücksichtigen.
Wie ist das Verhältnis zwischen den Gemeinden und der Stadt Olten in Bezug auf diesen Preis?
Der Fokus liegt eher auf den Gemeinden, da z.B. auch die Berichterstattung über die Preisverleihung im Oltner Tagblatt unter der Rubrik Region und nicht der Stadt läuft. Zudem ist das Bild vom Schloss Wartenfels ein starkes Werbesymbol, welches die Leute anspricht.
Wie sieht die Zukunft dieses Preises aus?
Zuallererst muss ich mit Paul Gugelmann über weitere Miniaturskulpturen sprechen, da uns diese ausgegangen sind und neue produziert werden müssen…
Der Fortbestand dieses Preises ist solange gewährleistet, wie sich auch jüngere Leute und neue Kräfte einbringen, um gemeinsam eine weltoffene Region zu pflegen. Wenn wir uns lokal verhärten, ideologisch einengen oder andere Leute ausschliessen, wäre dies sehr schade. Es gibt allerdings immer wieder Leute, welche das Gefühl haben, wir hätten etwas gegen sie, weil sie bis jetzt noch keinen Preis bekommen haben. Dies stimmt so nicht. Aber wir haben, wie bereits erwähnt, jährlich unzählige Vorschläge für Preisträger, dass wir gar nie alle auszeichnen können. Es bleibt leider auch immer ein Stück Ungerechtigkeit, was mich ein wenig traurig stimmt, da viele Leute diesen Preis verdient hätten.
Wie wird sich Lostorf in den nächsten Jahrzehnten ihrer Meinung nach entwickeln, respektive welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit es weiterhin ein lebendiges Dorf bleibt und nicht nur ein Schlafdorf wird?
Gerade ein Magazin wie das «3 Rosenblatt» wird unter anderem dazu beitragen, den Leuten ein Bewusstsein für ihr Dorf zu schaffen. Wir haben in Olten die einmal im Jahr erscheinenden Neujahrsblätter, wo wir dokumentieren, was in der Stadt alles läuft. In diesen Blättern stellen wir auch Vereine und Gruppierungen sowie Institutionen und Organisationen vor. Diese existieren nur so lange, wie sie Interessenten oder Mitglieder haben und sind einem ständigen Wechsel unterworfen, was völlig normal ist. Diese Vereine usw. bilden ein Netzwerk in der Bevölkerung. Allerdings gibt es gerade heutzutage immer mehr Leute, welch nicht Teil eines Netzwerkes sein möchten und lieber «frei» sind, was ihr gutes Recht ist. In einer funktionierenden Gemeinschaft sollte man sowohl Verantwortung füreinander übernehmen, als auch einander in Ruhe lassen können.
In Lostorf gibt es, wie in anderen ähnlichen Gemeinde auch, die sogenannte Urbevölkerung, welche hier aufgewachsen ist und im Dorf lebt. Nun gibt es aber auch die Zuwanderer, welche auswärts arbeiten und weniger im Dorf integriert sind.
Dies ist tatsächlich ein noch zu lösendes Problem, da man an diese oft nur schwer herankommt.
Umgekehrt gibt es aber auch Leute, welche das Dorf und die Region verlassen, um in den grösseren Städten oder im Ausland Karriere zu machen. Diese muss man ziehen lassen, da diese Durchlässigkeit eine grosse Lebenskraft unserer Gegend ist. Es gibt allerdings auch Leute, welche im Dorf bleiben «müssen». Wir brauchen Lehrer, Ärzte, Handwerker usw., welche garantieren, dass das Leben im Dorf weitergeht. In jeder Generation zieht ein grosser Teil aus dem Dorf weg, ein Teil bleibt und ein Teil kommt aber auch wieder zurück.
Ein Dorf ist ein unglaublich lebendiges, fast ökologisches System, welches gesellschaftspolitisch aber sehr wichtig ist; man könnte auch sagen: ein Dorf wie Lostorf ist eine Art Reservat.
Peter André Bloch, herzlichen Dank für das Gespräch.
Prof. Dr. Peter André Bloch, ist studierter Germanist und wohnhaft in Olten sowie in Bondo/Bergell.
Als Literaturprofessor und Kulturvermittler arbeitet er in der ganzen Schweiz und im grenznahen Ausland. Er war unter anderem auch Gymnasiallehrer an der Kantonsschule Olten. Er präsidiert verschiedene Stiftungen, so auch die Stiftung Schloss Wartenfels und amtet als Leiter des Nietzsche-Hauses in Sils Maria.
Er ist Präsident der Institut d’Etudes helvetiques der Université de Haute-Alsace Mulhouse und Ehrenmitglied des Senats der Université de Caen. In seinen unzähligen Arbeiten und Veröffentlichungen beschäftigt sich P.A. Bloch sowohl mit lokalen, regionalen als auch nationalen Themen und setzt sich immer wieder auch für sprachliche und kulturelle Minderheiten ein.
Für seine Arbeiten erhielt er diverse Auszeichnungen, unter anderem den Kulturpreis der Stadt Olten und den Kultur- und Kunstpreis des Kantons Solothurn. Für seinen Einsatz für die Elsässische Sprache wurde er in Frankreich gar zum Ritter (chevalier) des Ordens der Palmes Académiques ernannt.