Im Sommer 1977, also vor 40 Jahren, konnten die Wartenfelsschützen ihre aktuelle Fahne einweihen. Diese Einweihung war der Höhepunkt einer über 100-jährigen Vorgeschichte:
Die Schützengesellschaft Lostorf wurde im Jahr 1873 gegründet. Aber bereits vorher, im Juni 1871, fand in Lostorf ein grosses Bezirkschiessen statt, an dem sieben Gesellschaften mit 269 Schützen und vier Musikgesellschaften teilnahmen. Die Teilnehmer schossen auf dem provisorisch eingerichteten Schiessplatz in der Neumatt auf eine Distanz von 400 Schritt (ca. 200 m).
Zur gleichen Zeit wurde auch in Mahren die Feldschützengesellschaft und einige Jahre später in Lostorf die Grütlischützengesellschaft (Arbeiterschützen) gegründet. Geschossen wurde damals auf einem Feldstand im Flüeli.
Im Jahr 1908 wurde am heutigen Standort auf einem Giesshübel ein Scheibenstand erstellt. Für grössere Schiessanlässe überdeckte man die Liegeplätze der Schützen mit Wagenblachen auf einem «Tannli-Gerüst». Wegen Meinungsverschiedenheiten traten im Jahr 1929 verschiedene Mitglieder aus der Schützengesellschaft aus und gründeten den Freien Schiessverein. Ab diesem Zeitpunkt existierten in Lostorf neben den Mahrer-Schützen 3 Schiessvereine über die Distanz 300 m. Daneben schossen die Kleinkaliberschützen Lostorf auf einem eigenen 50-Meter-Stand. Sie stellten im Jahr 2005 den Schiessbetrieb ein. Ein «Vereinigter Vorstand» mit Vertretern aller 3 Schiessvereine sorgte dafür, dass die Interessen der 300 m-Schützen gemeinsam vertreten wurden. Dadurch wurde erreicht, dass im Jahr 1934 in vielen hundert Fronarbeitsstunden und mit Unterstützung der Gemeinde das erste Schützenhaus am heutigen Standort erstellt werden konnte.
Die vielen Neuzuzüger in den 60er Jahren verstanden oftmals nicht, dass sie sich für die Erfüllung der Schiesspflicht für einen dieser 3 Vereine entscheiden und damit mehr oder weniger politisch Farbe bekennen mussten. Im Jahr 1974 erfolgte der Zusammenschluss der «Schützengesellschaft» und des «Freien Schiessvereins» zum neuen «Verein Wartenfelsschützen Lostorf». Die Auflösung der Arbeiterschützen erfolgte etwas später. Ein Teil schloss sich den Wartenfelsschützen an, während andere zu den Feldschützen Mahren wechselten. Die Mahrer-Schützen stellten im Jahr 2004 den Schiessbetrieb ein, pflegen aber weiterhin ein aktives Vereinsleben.
Im Jahr 1991 wurden die 10 Scheiben des Lostorfer Standes mit elektronischen Trefferanzeigen ausgerüstet. Die neuen Lärmschutzvorschriften machten um die Jahrtausendwende eine Sanierung des Schützenhauses notwendig. Dazu wurden mehrere Projekte erarbeitet, auch wurde eine gemeinsame Schiessanlage in Stüsslingen oder Lostorf geprüft. Eine Kreditvorlage der Gemeinde wurde aber in einer Volksabstimmung abgelehnt. Daraufhin beschlossen die Wartenfelsschützen, das Schützenhaus von 1934 bis auf die Grundmauern abzubrechen und mit einem Neubau zu erweitern. Die Schützen leisteten dazu über 2600 Fronarbeitsstunden. Dank der Unterstützung mehrerer Unternehmen entstand ein praktisches und gefälliges Schützenhaus, welches im Jahr 2001 eingeweiht wurde. Gleichzeitig musste der Schiessbetrieb auf rund 36 Jahresstunden reduziert werden.
Heute zählt der Verein ca. 20 Lizenzierte Schützinnen und Schützen und ebenso viele nicht mehr aktive Mitglieder. Zudem sind in Lostorf noch rund 70 Militärangehörige verpflichtet, das «Obligatorische» zu schiessen. Alljährlich wird auch ein Jungschützenkurs durchgeführt. Jeweils im August nehmen an unserem Wartenfelsschiessen rund 650 Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz teil. Mit dem Neubau des Schützenhauses konnte im Keller ein gedientes, gut eingerichtetes «Schützenstübli» eröffnet werden, welches auch von Vereinen, Firmen und Privaten gemietet werden kann. Gerne zeigen wird Ihnen unser Schützenstübli und informieren Sie über freie Termine.
Kontakt: Meinrad Reichmuth,
062 298 17 20, reichmuthm@bluewin.ch,
www.wartenfelsschuetzen-lostorf.ch
(Für die historischen Daten stützt sich der Bericht auf Unterlagen von Ehrenmitglied Josef Peier, der in früheren Jahren als Schütze in verschiedenen Funktionen im Schiesswesen tätig war.)