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Das Lostorfer Gemeindemagazin

SICHERHEIT FÜR ALLE: SANIERUNGSPROJEKT HAUPTSTRASSE NORD

Darüber, dass die Hauptstrasse Nord saniert werden muss, besteht wohl kein Zweifel. Bei der Frage, wie diese Sanierung aussehen soll, gehen die Meinungen im Dorf allerdings weit auseinander: Während die einen am liebsten nur den Belag und allenfalls marode Leitungen im Untergrund ersetzen möchten, argumentieren die anderen, dass durch die Umklassierung der ehemaligen Kantonsstrasse in eine Gemeindestrasse eine Umgestaltung sinnvoll sei und den Strassenzug aufwerte.

Der Gemeinderat hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden, da diese mit einem sehr geringen Mehraufwand entscheidende Vorteile mit sich bringt. In erster Linie geht es um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, insbesondere um diejenige der Schwächsten, nämlich der Schulkinder und des Langsamverkehrs. Ziel der Sanierung muss aber auch sein, sowohl den bestehenden als auch den zukünftigen Motorfahrzeugverkehr möglichst siedlungsverträglich abzuwickeln, ohne jedoch die Kapazität und den Verkehrsfluss erheblich zu schmälern. Selbstverständlich ist auch die Finanzierbarkeit der Sanierung ein ganz entscheidender Faktor.

In der Schweiz gilt für alle Strassen das Prinzip der Einheit von Bau und Betrieb. Das heisst, eine Strasse muss entsprechend ihrer Zweckbestimmung ausgebaut und gestaltet sein, so dass die verantwortungsvollen Strassenbenutzer ein angepasstes Tempo einschlagen, auch wenn sie die signalisierte Höchstgeschwindigkeit nicht kennen. Mit der Rückstufung der Hauptstrasse Nord von einer Kantons- auf eine Gemeindestrasse hat sich auch deren Zweck verändert. Statt der bisherigen Priorisierung des Motorfahrzeugverkehrs ist jetzt die Siedlungsqualität ein entscheidender Faktor. die Wohnqualität entlang der Strasse wird somit ebenso berücksichtigt wie die Schulwegsicherung vor allem beim Queren der Strasse. Diese beiden Punkte werden wesentlich positiv beeinflusst, wenn das Tempo des Motorfahrzeugverkehrs gedrosselt wird, und zwar bereits bei einer geringen Reduktion. So wird angestrebt, die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit, rein durch die neue Gestaltung der Strasse, auf 40 km/h zu reduzieren, ohne dass die signalisierte Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt wird. Befährt man also die ca. 1 km lange Hauptstrasse Nord mit 40 km/h statt mit 50 km/h braucht man lediglich 18 Sekunden mehr!
Wie soll diese Reduktion erreicht werden? In erster Linie wird die Fahrbahnbreite im Oberdorf auf 5.50 m reduziert. Da aber die Ergänzungsfläche zwischen der neuen Fahrbahn und den bestehenden Stützmauern ebenfalls befahren werden kann, handelt es sich eigentlich nur um eine optische Einengung. Bei dieser Fahrbahnbreite können zwei Personenwagen ungehindert kreuzen und das Kreuzen des Schwerverkehrs ist bei reduzierter Geschwindigkeit möglich.

Im Bereich der Einfahrten der Wartenfelsstrasse und des Bovirains sollen die Sichtverhältnisse verbessert werden. Dies wird dadurch erzielt, dass die Fahrbahn der Hauptstrasse in diesen Bereichen auf 4.50 m reduziert wird und die einmündenden Strassen dadurch einen Meter in die Hauptstrasse verlängert werden. Das Gebäude Hauptstrasse 37 ragt heute in den Gehwegbereich. Das Projekt sieht vor, den Gehweg in der erforderlichen Breite zu realisieren und die Fahrbahn zu schmälern.

Die nördlichste Engstelle definiert das Eingangstor in den Siedlungsbereich. Vom Bad her kommend hat die Hauptstrasse Ausserotscharakter und entsprechend gestaltet sich auch die Fahrweise. der Eingang in den Siedlungsbereich wird mit der Verengung auf 4.50 m akzentuiert und gut wahrnehmbar, die gefahrenen Geschwindigkeiten werden sinken. Gleichzeitig werden die Ein- und Ausfahrten der Rebenfeldstrasse sowie des Bauernhofs durch diese Massnahme und die optimierten Sichtverhältnisse verbessert.

Gesamthaft betrachtet fungieren die Verengungen als sanfte Geschwindigkeitsbremsen, um die Linearität des Strassenzugs in regelmässigen Abständen zu brechen und eine angemessene Fahrweise zu fördern. Innerhalb der Engstellen können sich zwei Personenwagen mit reduzierter Geschwindigkeit kreuzen, bei grösseren Fahrzeugen muss der Vortritt auf Sicher geregelt werden.

Das Betriebs- und Gestaltungskonzept sah im Bereich des heutigen Dorfplatzes die Schaffung einer Begegnungszone vor. Der Gemeinderat verlangte für die weitere Ausarbeitung eine zusätzliche Variante in diesem Bereich, die ohne Begegnungszone auskommen sollte. Die nun geplante Dorfplatzgestaltung lässt beide Varianten zu. Bei einer Signalisation von Tempo 50 km/h sind lediglich drei Fussgängerstreifen zu markieren. Der ganze Dorfplatz wird mit dem selben Belag ausgeführt wie der gesamte Fahrbahnbereich der Hauptstrasse Nord. Hier wird er aber durch bodeneben eingelassene, in unterschiedlichen Winkeln schräg zur Fahrtrichtung stehende, breite Natursteinlinien strukturiert. Diese verdeutlicht dem Verkehrsteilnehmer optisch, dass hier eine besondere Situation vorherrscht und er aufmerksamer, sprich langsamer, fahren soll.
Im südlichen Bereich der Hauptstrasse Nord soll das Trottoir auf die Ostseite verlegt werden, so dass einerseits die Bewohner direkt darauf gelangen und andererseits der Strassenlärm um die Gehwegbreite vom Haus wegrückt. Auch die Hauseinfahrten gewinnen durch das Überfahren des Gehwegs an Sichtweite auf die Hauptstrasse. In diesem Abschnitt soll der Hochwasserschutz durch die Offenlegung und Verbreiterung des Baches auf ein hundertjähriges Ereignis ausgeweitet werden.

Kosten
Es mag auf den ersten Blick klar erscheinen, dass die Variante mit der Umgestaltung wesentliche Mehrkosten verursacht. Betrachtet man die geplanten gestalterischen Eingriffe aber im Einzelnen, stellt man fest, dass die meisten kostenrelevanten Massnahmen «Ohnehinkosten» sind, das heisst, dass diese auf jeden Fall anfallen, egal ob eine Umgestaltung erfolgt oder nicht:

  • Sämtliche Leitungssanierungen müssen jetzt durchgeführt werden, da die sanierte Strasse möglichst lange unangetastet bleiben soll.
  • Die vorhandene Kofferung der Strasse muss den heutigen Anforderungen an die immer schwerer werdenden Fahrzeuge angepasst werden. Es ist davon auszugehen, dass die bestehende Strasse bis
    auf eine Tiefe von ca. 60 cm komplett ersetzt werden muss.
  • Die Hochwasserschutzmassnahmen sind zwingend umzusetzen und werden, auch dank der angestrebten Revitalisierung des Baches, zu einem grossen Teil vom Kanton mitgetragen.
  • Im südlichen Bereich muss ein Gehweg erstellt werden. Dabei ist es für die Kosten nicht relevant, auf
    welcher Strassenseite dies erfolgt. Die Bushaltestellen müssen behindertengerecht mit einer hohen
    Haltekante zum flächenbündigen
  • Ein- und Ausstieg ausgeführt werden. Dies ist im Bereich der heutigen Haltestelle Dorfplatz wegen der Wendeschlaufe nicht möglich. Eine Verschiebung der Haltestelle ist daher unumgänglich.
  • Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer am Dorfplatz ist dieser speziell zu behandeln. Es wird bewusst auf eine kostenintensive Pflästerung oder auf lärmerzeugende Vertikalabsätze verzichtet.
  • Um die Wohnqualität entlang der Hauptstrasse Nord zu erhöhen und die anderen angestrebten Ziele zu erreichen, muss die gefahrene Geschwindigkeit herabgesetzt werden. Auch hier ist es für die Kosten nicht entscheidend, wo die Randsteine gesetzt werden. Die generelle Verschmälerung ist demnach nahezu kostenneutral.
  • Die Verbesserung der Sichtverhältnisse bei den Einmündungen und das Aufbrechen der Linearität der Strasse geschieht einzig mit den Engstellen. Es wurde bewusst auf die Erstellung von Schwellen,
    Verkehrsinseln oder Ähnlichem verzichtet.

Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses lag der Kostenvoranschlag (KV) leider noch nicht vor. Wir verweisen aber gerne auf die noch stattfindenden Orientierungsveranstaltungen.

Weiteres Vorgehen
Das Projekt mit erarbeitetem KV soll im April/Mai dem Gemeinderat unterbreitet werden. Danach wird die Bevölkerung umfassend informiert. Die Gemeindeversammlung und die erforderliche Urnenabstimmung sollen dann ebenfalls noch im Jahr 2018 erfolgen.

Die aktuellen Planunterlagen finden Sie auf unserer Homepage. Bei individuellen Fragen zum Projekt steht Ihnen der Bauverwalter gerne zur Verfügung.

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