SOLIDARITÄT IN SPORT UND POLITIK

Liebe Lostorferinnen und Lostorfer
Für viele war Fussball schon immer die schönste Nebensache der Welt. In diesem Juni galt diese Aussage aber wohl für halb Europa. In den Stadien in Frankreich oder auch an den verschiedensten Public Viewing-Veranstaltungen auf dem ganzen Kontinent wurden die Spiele der EURO 2016 miterlebt und genossen. Die Stimmung der Fans war meistens gutgelaunt und vor allem friedlich. Auch in der Schweiz war diese ansteckende Stimmung zumindest bis zum Achtelfinale zu spüren. Erfrischend war es, dass nicht immer die «grossen» Mannschaften gewannen. Aussenseitermannschaften wie Wales oder Island überzeugten durch exzellente Teamleistung und Solidarität. Gerade bei diesen Mannschaften war festzustellen, dass ein gutes Team eben mehr ist als die Summe seiner Einzelspieler.
Ganz andere Signale haben wir in der gleichen Zeit aus Grossbritannien erhalten. Eine Mehrheit von 52% hat sich Ende Juni überraschend für den Brexit, den Austritt aus der EU, entschieden. Natürlich hat die EU in den letzten Jahren nicht immer den effizientesten und effektivsten Eindruck hinterlassen. In aussenpolitischer Hinsicht (z.B. Sicherheitspolitik, Migrationspolitik) waren die EU-Staaten meistens unfähig, eine gemeinsame Strategie zu entwerfen und konstruktive Lösungen zu finden. Auch die Demokratiedefizite dieser Organisation sind offensichtlich. Wenn die EU eine Zukunft haben will,
wird sie sich wandeln müssen. Den eigenen Nationalismus zu beschwören und die EU zu kritisieren, ist in den letzten Jahren fast «modern» geworden. Nationalistische Parteien haben nicht nur in Grossbritannien, sondern in vielen europäischen Staaten (Österreich, Frankreich, Ungarn, Polen etc.) zunehmenden Erfolg. Meist wird in diesen Parteien die EU nicht wegen ihrer mangelhaften Effizienz kritisiert, sondern aus egoistischen Motiven.
Egoismus allein löst aber keine Probleme. Viele der grossen globalen Krisen (Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Armut, Migration, Finanzkrise etc.) machen an den Landesgrenzen nicht halt. Ohne solidarische Zusammenarbeit unter den Staaten wird es nicht gelingen, konstruktive und allgemein akzeptierbare Lösungen zu finden. Solidarität wäre somit nicht nur im Fussball, sondern gerade auch in der Politik gefragt.
In der Gemeindepolitik ist der Egoismus glücklicherweise wenig ausgeprägt. Hier gelingt es noch, über Parteigrenzen hinweg, an Lösungen zu arbeiten. Schauen wir, dass dies weiterhin so bleibt. Setzen wir uns dafür ein, dass das Gemeinwohl vor den Eigeninteressen steht.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer.