STÄCKLIBUEBE? WER SIND SIE? WOHER KOMMT DIESER AUSDRUCK?

Ursprünglich waren mit den «Stäcklibuebe» oder «Stellbuebe» die Wehrpflichtigen gemeint, die erstmals Militärdienst leisteten. Die Bezeichnung «Stäcklibueb» oder (seit einigen Jahren auch) «Stäcklimeitli» darf man nur einmal im Leben tragen – mit 19 Jahren. Es wird erzählt, dass damals in der Französischen Armee Freiwillige gesucht wurden. Auf dem Dorfplatz mussten die Freiwilligen ein Stäckli ziehen. Wer ein kurzes Stäckli zog, musste für Napoleon in den Krieg ziehen, daher der Name «Stäckli». Später stellten sich alle Jahrgänger eines Dorfes am selben Tag und reisten, beispielsweise mit Traktor und Anhänger sowie mit viel Spass, zur Aushebung.
In der Nacht nach ihrer Aushebung kehrten die «Stäcklis» nicht nach Hause zurück, sondern tranken das eine oder andere Gläschen Alkohol und trieben allerlei Schabernack. Beispielsweise entwendeten sie nachts Gegenstände aus Vorgärten und trugen diese an einem Platz zusammen. Dort mussten sie die Dorfbewohnerinnen und -bewohner tags darauf wieder abholen. Wer sich vor den Entwendungen schützen wollte, hatte in einigen Ortschaften die Möglichkeit, in den Tagen zuvor von den «Stäcklibuebe» eine Plakette oder einen Jahrgangskleber zu kaufen, und diesen gut sichtbar am Briefkasten oder am
Türrahmen zu befestigen.
In folgenden Gemeinden des Kantons Solothurn sind die Stäcklibuebe bis heute traditionsgemäss unterwegs: u.a. in Büren, Biberist, Holderbank, Matzendorf, Starrkirch-Wil, Kappel, Gretzenbach, Lommiswil, Gerlafingen, Niedergösgen, Messen und natürlich auch hier in Lostorf. Inzwischen gibt es auch «Stäcklimeitli». Die «Stäcklimeitli» helfen vor allem beim «Festbeizli» mit, das von den «Stäcklis» in vielen
Gemeinden am Abend des 30. Aprils oder auch einige Tage zuvor organisiert wird. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai werden in vielen Gemeinden auch die sogenannten Maitannen oder –bäume aufgestellt. Bei diesen Maitannen haben die «Stäcklimeitli» eine zentrale Rolle, indem die Maibäume mit ihren Namen (und teilweise auch mit denjenigen der Burschen) geschmückt werden.
Seit der Einführung von sechs grossen Rekrutierungszentren für die ganze Schweiz im Jahr 2003 ging die Tradition der «Stäcklibuebe» weitgehend verloren. Das Rekrutierungszentrum Brugg/Windisch beispielsweise ist zuständig für alle.
deutschsprachigen Wehrpflichtigen in den Kantonen Aargau, Solothurn, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Luzern, Nidwalden, Obwalden und Uri. Das Rekrutierungszentrum vereinbart mit jedem Kanton, für den es zuständig ist, Kontingente für jeden Tag. So kommen beispielsweise an einem Tag neunzig Aargauer und dreissig Nidwaldner zur Rekrutierung, die aus ganz unterschiedlichen Gemeinden stammen können. Damit ist die einstige Aushebung der jungen Männer im eigenen Wohnort, in der Nachbarsgemeinde oder im Kantonshauptort verschwunden.
Heute dauern die sogenannten «Rekrutierungstage» ein bis drei Tage, während die frühere militärische «Aushebung» an maximal einem Tag absolviert wurde.
Wie erwähnt wird auch in Lostorf im Hinblick auf das 1. Mai-Fest eifrig gearbeitet. Das 3 Rosenblatt möchte von Jessica Wegmüller, der Präsidentin des Organisationskomitees des 1. Mai-Festes, wissen, wie die «Stäcklis» in Lostorf sich auf diesen Anlass hin vorbereiten.
Welche Personen sind im Organisationskomitee? Finden Vorbereitungstreffen statt und wie oft?
Das Organisationskomitee besteht aus freiwilligen Helfern aus dem Kreise der Jahrgänger 1996: Jessica Wegmüller (Präsidentin), Nathanael Frank (Vizepräsident), Gina Guldimann (Protokollführerin), Matthias Wyss (Kassier), Tikvah Villing, Sarah Loosli, Nadine Summer, Lorenzo Dietschi, Sidney Keinersdorfer und Elena Mussolino. Alle Organisationsmitglieder sind zurzeit noch in der Lehre und treffen sich wöchentlich am Mittwoch im Martinskeller. Da alles genau geplant werden muss, wird bei jedem Treffen ein Protokoll verfasst (für den Verein Jahrgänger Lostorf). Unterstützt werden wir durch die Organisatoren der OJALO, welchen ich hier herzlich für ihre Tipps und Anregungen danken möchte. Unser Motto: «Der Bambus blüht auf» – alle 80 Jahre – 1996 hat er geblüht
Welche Aktionen sind geplant?
Wir planen das 1. Mai-Fest, welches am 30. April 2015 von ca. 17.00 bis 02.00 Uhr auf dem Gemeindeplatz stattfinden wird. Um diesen Anlass finanzieren zu können, findet jeden Samstag bis zum 1. Mai ein Kuchenverkauf alternierend bei der Landi, beim Denner oder der Migros statt. An jedem Samstag werden sechs Personen zum Helfen benötigt und natürlich sind Kuchenbackende sehr willkommen. Freiwillige Jahrgänger 1996 können sich gerne bei uns melden (jahrgaenger.lostorf@gmail.com).
Weiter verkaufen wir Feuerzeuge und Kleber. Vom eigentlich Brauch, der Kleber als Schutz vor Streichen der «Stäcklis» (siehe Text oben), sind wir in der Zwischenzeit abgekommen.
Wer macht bei den «Stäcklis» mit?
Es wurden alle Jahrgänger angeschrieben und zur Mithilfe aufgerufen. Es ist den Jahrgängern selbst überlassen, ob sie mitwirken möchten oder nicht. Wir freuen uns über jede Hilfe!
Was macht ihr mit einem allfälligen Gewinn? Wie sichert ihr euch vor einem allfälligen Verlust?
Mit einem allfälligen Gewinn würden wir bestimmt ein tolles Helferessen organisieren. Doch da die Kosten für das reservierte Zelt sowie die mobilen Toiletten relativ hoch sind, sind wir froh, wenn uns die Rechnung aufgeht. Natürlich sind wir neben unseren Aktivitäten auch auf Sponsoren angewiesen.
Wir sind dankbar für jede finanzielle Unterstützung und danken schon jetzt ganz herzlich!
Früher kam es während und nach diesem Fest immer wieder zu Schäden. Was unternehmt ihr, damit Schäden vermieden werden können?
Wir haben für unser 1. Mai-Fest einen Verein gegründet und eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Selbstverständlich wird am Abend des Anlasses auch ein Securitas-Team vor Ort sein und für Ordnung sorgen. Die Anwohner werden wir schriftlich über unseren Anlass informieren und als kleines Dankeschön Gutscheine verteilen.
Was sind eure Anliegen?
Es ist uns ein grosses Anliegen, dass dieser traditionelle Anlass der «Stäcklibuebe» weitergelebt werden kann. Er festigt das Zusammenleben der Dorfjugend. Weiter würden wir uns über eine grosse Teilnahme der Bevölkerung sehr freuen!
Anliegen an die Gemeinde?
Die Jungbürgerfeier mit dem anschliessenden Bowling-Event war ganz toll! Eine finanzielle Unterstützung auch durch die Gemeinde würde uns sehr entgegenkommen.
Es ist uns ein grosses Anliegen, dass die Erwachsenen das Gute in uns jungen Menschen sehen und ihre allfälligen Vorurteile überdenken!