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Das Lostorfer Gemeindemagazin

Liebe Lostorferinnen und Lostorfer

Haben Sie sich nicht auch aufgeregt, als Sie in den letzten Monaten vor einem baustellenbedingten Rotlicht in Winznau oder auch in unserer Gemeinde mit dem Auto anhalten mussten? Wie haben Sie reagiert? Haben Sie den Motor wirklich ausgeschaltet und gemütlich auf die nächste Grünphase gewartet? Verschiedentlich musste auch in Lostorf festgestellt werden, dass zahlreiche Automobilisten in solchen Situationen entnervt Umwege durch die Wohnquartiere suchen, obschon die Rotlichtphasen vielleicht nur jeweils ein oder zwei Minuten dauern. Dass mit einem solchen Vorgehen wohl maximal ein paar Sekunden eingespart werden können, schein nicht zu interessieren. Generell nimmt bei vielen Menschen das Gefühl, keine Zeit zu haben, stetig zu. Unsere Welt wird immer rasanter. Wir hetzen von Termin zu Termin. Sich einfach mal Zeit lassen, und ein paar Minuten innerhalten, können in unserer Leistungsgesellschaft nur noch die Wenigsten. Musse ist für viele leider zum Fremdwort geworden. Für viele ist es sogar schwierig, sich in der Nacht zu erholen. Stresserkrankungen oder Burn-Outs sind die logische Folge.
Auch in der Gemeinde spüren wir die zunehmende Geschwindigkeit und Hektik der Geschehnisse. Vertiefte Diskussionen über ein traktandiertes Thema können in einer ordentlichen Gemeinderatssitzung kaum mehr geführt werden. Die Geschäftslast, die noch am gleichen Abend bewältigt werden muss, drückt.
Hektik und Stress werden in der Geschäftswelt häufig mit «Machen und Tun» in Verbindung gebracht. Dies war aber nicht immer so. Einst galt die Musse noch als edelste Haltung des Menschen, als Zeit, die zum Denken und Reflektieren genutzt werden kann. Nichtstun wird heute hingegen fälschlicherweise oft gleichgesetzt mit Inhaltsleere und existenzbedrohenden Ahnungslosigkeit. Auf der anderen Seite ist aber festzustellen, dass Stress nicht glücklich macht. Je hektischer die Zeiten sind, desto ausgeprägter ist der Wunsch abzuschalten.
Vielleicht sollten wir wieder einmal versuchen, vermehrt auf unser Innerstes zu hören und hier etwas Gegensteuer zu geben. Die kommende Adventszeit wäre eigentlich der ideale Zeitpunkt dafür. Versuchen Sie doch einmal, in diesen Tagen alles etwas ruhiger zu nehmen, am Abend auf Termine zu verzichten und das Handy nur in Notfällen zu benutzen. Vielleicht werden Sie mir jetzt entgegnen, dass in der Weihnachtszeit doch die Guetzli gebacken, der Adventskranz geflochten und die Geschenke gekauft werden müssen. Nicht ganz zu Unrecht hat schon die deutsche Lyrikerin, Gudrun Kropp, festgehalten: «Die vorweihnachtliche Adventszeit ist eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, wäre da nicht der Vorweihnachtsstress.» Natürlich ist auch mir klar, dass sich nicht alle Sorgen und Probleme in Luft auflösen, nur weil die Strassen festlich erleuchtet sind und Glöcklein klingeln. Aber vielleicht sollten wir der Adventszeit doch die Chance geben, eine besondere Zeit zu sein. Dazu beitragen kann ein stiller Spaziergang in unseren schönen Wäldern genauso wie eine lange vor sich hergeschobene Aussprache oder die Erkenntnis, dass man sich glücklich wähnen darf, gesund an Leib und Seele zu sein. Und wenn dann die Adventskränze oder die Guetzli für einmal nicht selbstgemacht sind? Halb so schlimm!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Adventszeit und freue mich, den einen oder andern bei einem Waldspaziergang zu treffen.

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